Bei ‚Fikkefuchs‘ handelt es sich um eine deutsche Tragikomödie, von und mit Jan Henrik Stahlberg. Stahlberg spielt hier die Hauptrolle, führt Regie und hat auch das Drehbuch mitgeschrieben. Finanziert wurde das Projekt hauptsächlich durch Crowdfunding. Im Mittelpunkt steht hier Richard, ein 49-jähriger Illustrator, ehemaliger Frauenheld und „Stecher von Wuppertal“. Der Zahn der Zeit hat deutlich an Richards ehemaliger Attraktivität und Ausstrahlung genagt, er lebt alleine mit seinem Hund in einer kleinen Wohnung in Berlin und schaut am liebsten Tierdokus. Gerne erinnert er sich an seine Jugend zurück, in der er ganz allein eine ganze Kneipe in seinen Bann ziehen konnte und ihm die Frauen scharenweise zu Füßen lagen. Sein Selbstbewusstsein, seine Liebe und Hingabe zu Frauen, welche er stehts mit Respekt behandelt hat, scheint aber inzwischen verloren gegangen zu sein. Er ist zum weltfremden Einsiedler verkommen. Als eines Tages sein ihm nicht bekannter, inzwischen erwachsener Sohn Thorben vor der Tür steht, und ihn darum bittet, ihm das Aufreißen beizubringen, muss Richard noch einmal all seine Anmachstrategien aus der Mottenkiste hervorholen, um Thorben auf den richtigen Weg zu bringen.
Dies gestaltet sich aber alles andere als einfach. Thorben ist gerade frisch aus der Psychiatrie entlaufen, in welche er eingewiesen wurde, nachdem er versucht hat, eine Supermarkt-Mitarbeiterin direkt im Supermarkt zu vergewaltigen. Er hat auch keinerlei Respekt vor Frauen, welche für ihn nur Sexobjekte darstellen. Sein komplettes Frauenverständnis wurde von Gangster-Rap, Pornoseiten, Pick-Up-Artists und seiner Mutter geprägt, welche ihm von klein auf ständig von seinem Aufreiß-Vater erzählt hat und er ist auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Stahlberg versucht sich hier also in einer Studie über den männlichen Sexualtrieb und über das älter werden. Dabei versucht er, den Bogen zwischen der letzten und der heutigen Generation zu schlagen und zeigt hier komplett ungeschönt, was es heißt, seine Libido zu verlieren. Der männliche Sexualtrieb wird durchgehend durch den Kakao gezogen, dies aber auf eine realistische und bissige Art. Der Regisseur geht hier keinesfalls zimperlich mit seinem Publikum um. Wenn er die beiden auf einem nächtlichen Streifzug durch die Clubs Berlins begleitet, sehen wir das komplette Spektrum des Feierns. Er fängt sowohl die Vorfreude auf den Abend, die peinlichen Versuche, Frauen anzutanzen oder anzusprechen und auch den alkoholinduzierten Absturz am Ende des Abends mit der Kamera ein, den wir alle schon erlebt haben. Dabei wird alles so universell dargestellt, dass sich nahezu jeder Mann mit dem Gezeigten identifizieren kann.
Schon allein der Titel „Fikkefuchs“ sollte klarstellen, auf was man sich hier einlässt. Der Film ist gespickt mit expliziten Szenen, es werden sogar immer wieder Ausschnitte aus Internetpornos eingebaut, um die absolute Schamlosigkeit des Internets aufzuzeigen. Ob dies positiv oder negativ wahrzunehmen ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Eines zeigt das Machwerk aber ganz klar: Der Aufklärungsunterricht sollte keinesfalls vom Internet übernommen werden. Die Charaktere werden hier aber absolut nicht eindimensional dargestellt. Thorben hat zwar absolut keinen vernünftigen Umgang mit dem anderen Geschlecht, tief in ihm drin steckt aber ein fürsorglicher, liebevoller und begabter Mensch. Gespielt wird Thorben vom äußerst talentierten Franz Rogowski, welcher durch sein abwechslungsreiches Schauspiel fast den kompletten Film für sich einnimmt. Jan Henrik Stahlberg und auch der restliche Cast leisten gute Arbeit, hier fällt niemand unangenehm auf oder reißt einen aus dem Kinoerlebnis. Es werden Themen angesprochen, welche sich so noch niemand getraut hat, anzusprechen, und das ist gut so. Kameratechnisch traut man sich hier gelegentlich was neues auszuprobieren, da teilweise auch mit der Handykamera von Thorben gefilmt wird. Untermalt werden die Ereignisse meist von klassischer Musik, wenn Richard aus dem Off seine teilweise weltfremden Frauenansichten von sich gibt.
Fazit:
‚Fikkefuchs‘ ist gefüllt mit schwarzem Humor, wo einem im nächsten Moment das Lachen im Halse stecken bleibt und der Film schreckt auch nicht davor zurück, mit Fäkalien und Geschlechtsteilen um sich zu werfen. Hier darf man keine großartigen Lebensweisheiten oder Offenbarungen erwarten und das gezeigte eignet sich bestimmt nicht für jedermann. Trotzdem sollte man dem Film eine Chance geben, denn es erwartet einen ein außergewöhnliches Stück deutschen Films, welches man so schnell nicht vergisst.
Bildquelle: filmstarts.de
Poster: © 2018 Alamode Film
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