Good Time – Review

Die Safdie Brüder konnten schon mit dem Drama ‚Heaven Knows What‘ für Aufsehen sorgen, mit ihrem neuen Film ‚Good Time‘ katapultieren sie sich endgültig in die Riege der heutigen Top-Regisseure. Connie und sein geistig behinderter Bruder Nick sind New Yorker Kleinkriminelle. Nach einem Anfangs erfolgreichen Banküberfall geht die Farbbombe in der Geldtasche hoch und die beiden Brüder müssen von der Polizei flüchten. Nick wird nach einem Sturz durch eine Glasscheibe verhaftet und nun liegt es an Connie, genug Kaution aufzutreiben, um seinen Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Dies muss schnellstmöglich passieren, damit Nick der Verurteilung entgehen kann. Eine außergewöhnliche Tour de Force beginnt.

Realismus wird hier großgeschrieben, die gezeigten Settings wirken so dreckig und unerbittlich, dass es sich mehr so anfühlt, als würde man eine Dokumentation sehen. Als würde man in der Zeit zurückversetzt werden und einen längst vergessenen Actionthriller aus den 80er Jahren vorgesetzt bekommen. Die Bilder versetzen den Zuschauer in einen neonfarbenen Rausch und die Untermalung durch 80er-Synthesizermusik passt so perfekt in das Gesamtwerk, dass einem der Atem stockt. Auch der Einsatz von grobkörnigen 35mm-Kameras leistet hier einen erheblichen Beitrag. Am meisten überrascht jedoch die Darstellung von Robert Pattinson. Die Zeiten des Vampirs mit der Glitzerhaut scheinen vegessen und Pattinson kann endlich zeigen, was ihn ihm steckt. Er verkörpert einen Unsympathen, welcher es trotzdem schafft, das Publikum auf seine Seite zu ziehen, was allen voran an der Prämisse des Films liegt. Denn er versucht verzweifelt, seinen Bruder zu retten, welcher seiner Meinung nach ohne seine Hilfe in der brutalen Realität aufgeschmissen ist. Nur er glaubt zu wissen, was das Richtige für Nick ist. Um sein Ziel zu erreichen geht er absolut skrupellos vor. Welche Menschen er dabei verletzt oder zurücklässt scheint ihn nicht zu interessieren. Anfangs sympathisiert man noch mit Connie, doch seine freundliche Fassade bröckelt, und mehr und mehr zeigt er sein wahres Gesicht. Die Kamera zollt hier ebenfalls den Werken der 80er Tribut, denn es wird teilweise unsauber gefilmt und es werden eigenartig wirkende Zooms eingesetzt, was den dokumentarischen Stil des Films ebenfalls unterstützt.

Nick wird von Ben Safdie, einem der beiden Regisseure, dargestellt, welcher während seiner kurzen Screentime eine beachtliche Darstellung abliefert. Schon in der Anfangssequenz überrascht er mit einem sehr intensiven Schauspiel. Jennifer Jason Leigh hat einen kurzen, ungewöhnlichen Auftritt als Freundin von Connie. Alle Darsteller sind durchgehend gut gewählt. Alles greift perfekt ineinander. Zu keinem Moment kommt Langeweile auf, selbst als der Film im letzten Drittel den Fuß etwas vom Gaspedal nimmt, bleibt es spannend und interessant. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Der Charakter Pattinsons trifft hier eine fragwürdige Entscheidung nach der nächsten, was aber kaum stört, da es sich ja um keinen Profi handelt, sondern lediglich um einen Kleinkriminellen von der Straße. Trotzdem könnte er manchmal überlegter agieren. Die Settings sind abwechslungsreich und durchdacht gewählt, nie weiß man, was als nächstes passiert und der Film kommt nahezu komplett klischeefrei aus. Da die komplette Geschichte in einer Nacht erzählt wird, gibt es keine großartige Charakterentwicklung. Darauf liegt aber auch eindeutig kein Fokus, da jegliche Entwicklung mit dem angepeilten Realismus des Films brechen würde. Es finden sich auch Verweise auf Nicolas Winding Refns ‚Drive‘.

Fazit:

Mitreißender, überragender Actionthriller, mit tollen Darstellern, allen voran Robert Pattinson, der es schafft, den kompletten Film nahezu alleine zu tragen, spannendem Setting, großartigem Stil, treibender Elektromusik und einer überraschend ehrlichen Conclusio.

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Pressematerial ist Eigentum von Polyfilm – Bildquelle: ImpAwards.com
Poster: © 2018 Polyfilm

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