Beach Bum – Review

Matthew McConaughey ist absolut verrückt, aber im positivien Sinne. Es gibt kaum einen Schauspieler in Hollywood, welcher derart wandlungsfähig und zügellos daherkommt und gleichzeitig so eine positive Sympathie ausstrahlt. Und jetzt hat der Mann endlich die Rolle auf den Leib geschrieben bekommen, auf welche er mit seiner verschrobenen, liebenswürdigen Art schon seit Jahrzehnten wartet. Er spielt Moondog, einen wahnwitzigen, tabulosen, faulen, aber talentierten Poeten. Keinerlei Sorgen scheinen ihn zu plagen. Er lebt einfach in den Tag hinein, säuft, kifft und zieht sich alles rein, was ihm in den Weg kommt. So sehen wir ihn zum Beispiel auf seinem Boot mit zwei wunderschönen Frauen auf einem Freiluftbett, während ein dicklicher, älterer Rasta Mann mit seiner Gitarre und einem riesigen Joint, in einem Hängesitz über dem Meer schwebend für musikalische Untermalung sorgt. Als die Hochzeit seiner Tochter ansteht, macht er sich auf den Weg nach Miami zu seiner Frau Minnie, völlig drüber gespielt von Isla Fisher. Auch wenn die zwei eine offene Ehe führen und nicht gemeinsam leben, ist Moondog hoffnungslos in sie verliebt. Minnie ist auch die Person in der Ehe, die für den Großteil des Unterhalts der beiden sorgt. Nach einem erschütternden Ereignis ist Moondog gezwungen, sein Buch endlich fertigzustellen, um wieder Zugriff auf finanzielle Mittel zu bekommen. Also begibt sich Moondog auf eine aberwitzige Reise durch Miami, auf der Suche nach Inspiration für seine durchgeknallte Poesie.

Ein gewisser Plot ist also vorhanden, spielt aber keineswegs die tragende Rolle, wie man es vom Kino heutzutage gewohnt ist. ‚Beach Bum‘ ist vielmehr eine Aneinanderreihung von verrückten, witzigen, drogengetriebenen Ereignissen, welche unseren Protagonisten bereichern sollen, damit die alte Schreibmaschine des Dichters wieder in Schwung kommt. Dabei trifft Moondog immer wieder auf einen weiteren skurrilen Charakter, welche in irgendeiner Form für Lacher oder verblüffte Momente sorgen. Snoop Dogg spielt im Grunde sich selbst, jedoch mit einem romantischen und irgendwie gutherzigen Touch. Er verkörpert den Rapper Lingerie, einen jahrelangen Freund der Familie und gleichzeitig Lover von Minnie, welcher sich während Moondogs Abwesenheit um sie kümmert. Zac Efron treffen wir in einer seiner ungewohntesten Rollen als Flicker. Ihn lernt der Dichter in einer Rehaklinik kennen und die Zwei verbringen gemeinsam ein paar durchzechte Tage. Ebenso hervorragend ist Isla Fisher in ihrer Rolle als Moondogs Ehefrau Minnie. Sie und Moondog ergänzen sich perfekt mit ihrer wahnsinnigen, verschrobene, kopflosen Art. Martin Lawrence, Jonah Hill, jeder einzelne Schauspieler wurde perfekt besetzt und brilliert in seinen Figuren. Der Regisseur Harmony Korine, welcher sich unter anderem für ‚Kids‘ oder ‚Spring Breakers‘ verantwortlich zeichnet, hatte offensichtlich für jeden seiner Charaktere bereits den passenden Akteur im Kopf. So getrieben das Ganze jetzt klingen mag, so langsam präsentiert sich das Pacing des Films. Langsam ist vielleicht der falsche Ausdruck, entspannt trifft es eher. So versprüht das Machwerk quasi das Lebensgefühl seines Protagonisten und genauso tiefenentspannt entführt es uns in Moondogs eigene, kleine Welt, weit entfernt vom alltäglichen Stress und Wahnsinn der modernen Welt.

Jedoch geht der Macher gelegentlich ein wenig zu weit mit seiner lockeren Atmosphäre, so zeigt man sich in manchen Momenten zu bedeutungsschwanger und verlässt sich zu sehr auf seinen Hauptcharakter. Das könnte bei so manchem Kinobesucher sogar zu Langeweile führen. Mit dem richtigen Mindset und einer Begeisterung für außergewöhnliche Filme weit abseits von der Norm, wird man eine wunderbare Zeit mit McConaughey und Co haben. Wer sich vollends auf den Streifen einlässt, kann sogar die ein oder andere Weisheit für sich selbst mitnehmen. Auf keinen Fall darf man aber eine handlungsgetriebene Komödie erwarten, ‚Beach Bum‘ kann man nämlich lieben oder hassen, viel zu bewusst will man provozieren, aber auch ein gewisses Lebensgefühl vermitteln. Zartbesaitete, eher konservativ denkende Menschen werden sich heftig vor den Kopf gestoßen fühlen. Wer jedoch Lust auf eine besondere, eigensinnige, lustige und gelegentlich auch ans Herz gehende Komödie hat, sollte sich ‚Beach Bum‘ spätestens im Heimkino zu Gemüte führen.

Fazit:

Moondog ist jetzt schon eine der skurrilsten, irrsinnigsten und gleichzeitig gutherzigsten Filmcharaktere des noch jungen Jahres 2019. Matthew McConaughey schlüpft mühelos und tiefenentspannt in die Rolle des eigensinnigen Poeten. Der komplette Cast überzeugt in jeder noch so abgedrehten Szene und die neongetränkten Bilder versetzen den Kinozuschauer in die rauschartige Entspanntheit, welche der Dichter jede Sekunde verspüren muss. Es mangelt zwar an Handlung und gelegentlich lässt man sich ein bisschen zu viel Zeit mit der Inszenierung, die aberwitzigen, geisteskranken Erlebnisse wissen aber weitestgehend zu überraschen und zu unterhalten. Der originelle Stoff geht ungeahnte Wege und so weiß man nie genau, welcher Irrsinn einen als nächstes erwartet. ‚Beach Bum‘ ist zwar kein überirdisch großer Wurf, trotzdem aber irgendwie wahnsinnig gut, liebenswert und in jeglicher Form einzigartig.

Kinostart: 29.03.2019

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Pressematerial zur Verfügung gestellt von Constantin Film
Poster: © 2019 Constantin Film

 

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