X-Men: Dark Phoenix – Review

Dass die Produktionsgeschichte von 20th Century Fox letzten X-Men-Film turbulent verlaufen ist, wäre schlichtweg eine absolute Untertreibung. Nach zahlreichen Verschiebungen, Re-Shoots und Re-Writes kommt ‚X-Men: Dark Phoenix‘ nun endlich in die Kinos. Doch die Zeichen sehen düster für das Franchise aus. Als eine Weltraum-Rettungsaktion der X-Men nicht ganz nach Plan verläuft, Jean ‚Phoenix‘ Grey von einem gigantischen Sonnensturm getroffen wird und diesen dabei absorbiert, muss Charles Xavier gemeinsam mit seiner Mutantentruppe einen Weg finden, die neu gewonnene Kraft des mutmaßlich mächtigsten Mutanten zu bändigen. Die Fassade der hoffnungsgebenden Schule beginnt zu bröckeln und Professor X muss einsehen, dass er in Greys Kindheit die ein oder andere Fehlentscheidung getroffen hat. Gleichzeitig bereitet eine emotionslose, hochentwickelte Alienrasse eine Invasion der Erde vor.

Die zahlreichen Notoperationen am Film sind leider zu jederzeit klar spürbar. Das beginnt mit dem aufgesetzten Haupthandlungsstrang zwischen Professor X und Phoenix und endet mit dem überraschend unterhaltsamen letzten Akt, welcher komplett nachgedreht wurde. Die Unterhaltung ist jedoch allein der Action und der pompösen Inszenierung zuzuschreiben. Der Rest der Story präsentiert sich flach, gleichzeitig überladen, planlos und vor allem ziellos. Es fehlt der große, rote Faden, der schon vorab nicht vorhanden ist und hier forciert etabliert und gleichzeitig zu einem Ende gebracht werden muss. Alles was zwischen den Action-Sequenzen passiert ist belanglos und über große Stecken sogar richtig langweilig. Es fehlt die Charakterbindung, vor allem zu Sophie Turners Jean. Da man es verabsäumt, den Charakter von Beginn an ein gewisses Maß an Tiefe, Sympathie und damit einhergehender emotionaler Fallhöhe zu versehen, fühlen sich alle Geschehnisse des Films belanglos an. Dies liegt aber keinesfalls an der Schauspielerin selbst. Turner beweist wie schon in Game of Thrones ihr schauspielerisches Talent. Sie durchlebt den Film hinweg eine regelrechte emotionale Achterbahnfahrt und schafft dies auch großartig zu transportieren, jedoch ist diese derartig mit Gewalt dahergeschrieben, dass es fast schon weh tut. Das große Problem ist das langweilige, schlecht geschriebene und auf Nummer sicher gehende Drehbuch. Da hat man noch einmal die Chance, sich mit einem ganz großen Knall vom Franchise zu verabschieden, bevor es von Marvel und Disney wohl komplett neu aufgerollt wird, greift dann aber auf eine Story zurück, welche wir in sehr ähnlichen Zügen schon in ‚X-Men: Der letzte Widerstand‘ gesehen haben. Da Regisseur Simon Kinberg bereits an diesem mitgeschrieben hat und diesmal das komplette Drehbuch beisteuert, lässt es sich schlicht nicht erklären, wie dieser Film zustande gekommen ist. Er wiederholt die Fehler des von vielen gehassten, dritten X-Men-Ablegers und setzt uns mit ‚X-Men: Dark Phoenix‘ einen Flickenteppich vor.

Ein großes Lob geht an die Schauspieler. Jeder macht das Möglichste aus seiner Rolle. James McAvoy, Michael Fassbender, Jessica Chastain und Nicolas Hoult sind wie immer großartig. Lediglich Jennifer Lawrence wirkt wie schon in den Vorgängern eher unmotiviert und Tye Sheridan mag einfach nicht in die Rolle des Cyclops passen. Ebenso hervorragend ist der Soundtrack. Wenn man ordentlich auf den Tisch haut und Hans Zimmer ins Boot holt, ist dies auch nicht anders zu erwarten. Die Musik verleiht einigen der Action-Sequenzen so viel Epik, dass sie diese auf ein neues Level hebt. Die Qualität der visuellen Effekte schwankt von atemberaubend bis hin zu fast schon stümperhaft hingeklatscht. Vielmehr bleibt abschließend zu ‚X-Men: Dark Phoenix‘ allerdings nicht zu sagen. Eingefleischte Fans werden enttäuscht sein und Gewohnheitskinogänger werden unterwältigt den Saal verlassen. Man kann nur gespannt darauf hoffen, dass es Disney und Marvel wieder richten werden.

Fazit:

Was für ein Paradebeispiel für Filme, die in erster Linie nie gemacht werden hätten sollen. Die zahlreichen Re-Writes und Re-Shoots ließen schon übles vorahnen und wie erwartet kracht ‚X-Men: Dark Phoenix‘ nun durch die heimischen Lichtspielhäuser. Dem katastrophalen Drehbuch fehlt es an nachvollziehbaren, interessanten Charakteren, einer spannenden Story und vor allem an Konsistenz, alles wirkt lustlos zusammengeschustert und auf Biegen und Brechen zu einem Ende geschrieben. Man könnte es fast schon mit der 8. Staffel von Game of Thrones vergleichen, ohne jetzt Sophie Turner in Verruf bringen zu wollen. Ebenso auf hohem Niveau agiert der restliche Cast. Regieneuling Simon Kinberg merkt man die fehlende Erfahrung stark an und was ihn dazu getrieben hat, diese Geschichte für sein Drehbuch zu wählen, lässt sich nicht mal erahnen. Fans werden vor Wut schnaufen und alle anderen gelangweilt das Kino verlassen.

Kinostart: 07.06.2019

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Pressematerial zur Verfügung gestellt von 20th Century Fox Österreich
Poster: © 2019 20th Century Fox Österreich

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