SLASH 2020 – 12 Hour Shift, Spree

12 Hour Shift

Wir befinden uns im Jahre 1999. Die Krankenschwester Mandy hat wieder Mal eine brutale 12-Stunden-Schicht vor sich. Diesmal hat es ihr Dienst aber wirklich in sich, denn nichts will so richtig klappen. Die Organe, die sie unter der Hand weiterverkauft, gehen dank ihrer Dumpfbacke von Cousine verloren, welche die Käufer jetzt natürlich mit Waffengewalt abholen wollen und dann wird auch noch ein Serienkiller eingeliefert. So entspinnt sich ein wahnwitziger, irgendwie eigensinniger Trip durch eine ereignisreiche Nachtschicht, die Organe müssen jetzt schließlich irgendwo anders besorgt werden! Bei „12 Hour Shift“ handelt es sich um Brea Grants zweiten Langfilm als Regisseurin, üblicherweise sieht man sie nämlich als Darstellerin auf der Leinwand. Die äußerst talentierte Dame dürften viele von euch von „After Midnight“, meinem letztjährigen Slash-Highlight, kennen, dort spielte sie nämlich die Frau des Protagonisten Hank. Mit ihrem zweiten Regieeintrag beweist sie vor allem ein Gespür für bissige, untergriffige, irgendwie ganz eigene Comedy. Die jazzigen Klänge des Scores erinnern an so manche 90iger-Serie und sind daher für heutige Seh- und Hörgewohnheiten gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie passend. Selbiges gilt für die glasklare Digitaloptik, fast schon, als wäre der komplette Film mit einem Smartphone gedreht worden. Dies erschwert vor allem den Einstieg, da es dauert, bis sich der Film so richtig greifen lässt. Mit fortschreitender Laufzeit steigt das Unterhaltungspotential jedoch enorm und „12 Hour Shift“ entwickelt sich zu einer herrlichen Spaßgranate mit jeder Menge bitterbösem Humor und einem Hauch Systemkritik im B-Movie-Gewand, wenn auch nicht jeder Gag hinhaut und trotz gerade mal 86 Minuten Laufzeit, so einige Längen auftreten. Auch schauspielerisch sollte man sich keine Höhenflüge erwarten und das schmale Budget spürt man in jedem Moment, der Streifen eignet sich aber perfekt für einen Filmabend unter Freunden!

Spree

Der diesjährige Abschlussfilm „Spree“ ist ein wahres Potpourri an Brechstangen-Sozialkritik. Der junge Uber-Fahrer Kurt will mit aller Macht als Streamer berühmt werden, denn schon viel zu lange wandelt er völlig unerkannt unter seinen Mitmenschen, doch der Durchbruch will ihm einfach nicht gelingen. KurtsWorld96, wie er seinen Streaming-Channel nennt, scheint niemanden zu interessieren und so schmiedet Kurt einen äußerst perfiden Plan: Um die Klickzahlen in die Höhe zu treiben, streamt er seine nächtliche Taxitour und geht mit seinen Fahrgästen dabei ans absolut Äußerste. Er schreckt nämlich nicht davor zurück, seine Kunden eiskalt auf brutalste Art und Weise vor laufender Kamera zu ermorden. Am Anfang noch eher vorsichtig, dreht er immer mehr am Rad und er scheint auch keinerlei Skrupel dabei zu empfinden. Was von der ersten Sekunden an überzeugt und mich umso mehr überrascht hat, ist, wie gut die filmische Inszenierung funktioniert. Das mit massenhaft Kameras ausgestattete Auto lässt nie das Gefühl aufkommen, dass man aufgrund der Wackelkameraoptik etwas verpasst und der knallende Soundtrack unterstreicht die Absurdität des Gezeigten perfekt. Und dieser furchtbare Gummybear-Song, an den ich jetzt keinen Gedanken mehr verschwenden werde, sonst hilft nur mehr eine Lobotomie, weil der sich so ins Gehirn brennt. Joe Keery, der die Rolle des Streamers Kurt übernimmt, spielt seine Rolle wirklich bösartig gut. Hier kann er sich in seinem ganz persönlichen American Psycho Verschnitt austoben, wenn auch seine schauspielerische Leistung bei weitem nicht an Christian Bale ranreicht. Die trotz der kurzen Laufzeit von 93 Minuten immer wieder auftretenden Längen und die Unmengen an Suspension of Disbelief, die man hier aufbringen muss, um das Gezeigte noch ernst nehmen zu können, schmälern den Filmspaß allerdings merklich. Nichtsdestotrotz eignet sich der Streifen, ebenso wie „12 Hour Shift“ für einen flüssigen Abend unter Freunden, am Besten als Double Feature, bei dem einem spätestens bei „Spree“ das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt. Herrlich irre!

Pressematerial zur Verfügung gestellt vom SLASH Filmfestival

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