Eine großteils gefeierte Reihe wie ‚Hellboy‘ nur knapp 9 Jahre nach dem erst zweiten und bisher letzten Ableger ‚Hellboy – Die goldene Armee‘ rebooten, ist schon ein sehr mutiger Schritt. Da schreit wieder mal alles nach Cashgrap, um die Marke noch irgendwie am Leben zu halten. Guillermo del Toro ist raus und überlässt den Regieposten Neil Marshall, obwohl del Toro bereits Ideen für den Abschluss seiner Hellboy-Trilogie hatte. Hinter dem Namen verbirgt sich der Regisseur und Drehbuchautor des speziellen, durchaus sehenswerten ‚Dogs Soldiers‘ und des Horror-Geheimtipps ‚The Descent – Abgrund des Grauens‘. Was wiederum neugierig macht, der Mann ist nämlich bekannt für intensive, unter die Haut gehende Kinoerlebnisse. Für ‚Hellboy – Call of Darkness‘ hat sich der Filmemacher dazu entschieden, eine lockere Geschichte mit Wucht zu erzählen, welche aber zu jeder Sekunde Spaß machen soll. Der vermeintliche Sohn des Leibhaftigen, ein Dämon namens Hellboy, wurde von Professor Bruttenholm unter seine Fittiche genommen und jagt nun alle möglichen Ausgeburten der Hölle im Auftrag des BPRD. Als ihm eines Tages ein übergelaufener Kollege vom Ende der Welt erzählt, muss sich Hellboy seiner wahren Herkunft und sich dem Kampf gegen die übermächtige Blutkönigin Nimue stellen, welche versucht, die Apokalypse heraufzubeschwören.
In die gigantischen Schuhe des titelgebenden Antihelden schlüpft diesmal David Harbour. Er dürfte den meisten durch seine Rolle des verplanten Police Chiefs Jim Hopper in Netflix gefeierter Serie ‚Stranger Things‘ bekannt sein. Ein durchaus cleverer Casting-Schachzug, Harbours Art passt nämlich perfekt zur neuen Ausrichtung des roten Teufelssprösslings. Nachdem Deadpool mit seinem R-Rating eine Vielzahl an Türen für Erwachsenenunterhaltung im Superhelden-Genre geöffnet hat, traut man sich nun auch bei ‚Hellboy – Call of Darkness‘ den Gewalt- und Schimpfwort-Regler auf Anschlag zu drehen und damit mehr den Comics zu entsprechen. Dabei will man den düsteren Ton der vorherigen Verfilmungen verstärken und gleichzeitig aber auch den comichaft überzeichneten Humor der Vorlage in den Vordergrund legen. Um dies zu verwirklichen, hat man den Schöpfer des Comic-Charakters Mike Mignola als Drehbuchautor verpflichtet. Eine Mischung aus Horror und Comedy soll es also werden und dies schafft der Film über weite Strecken durchaus, auch wenn man den Horroraspekt nie zu ernst nimmt. Vielmehr fühlt es sich in etwa wie ein ‚Hänsel und Gretel: Hexenjäger‘ an. Es gibt nämlich morbide und gruselig ekelhafte Szenen, welche aber aufgrund der Gags niemals eine wirkliche Gruselatmosphäre entfalten können. Sogar der Look geht in die genannte Richtung. Der Spaßfaktor wird in Marshalls Neuinterpretation großgeschrieben. Das Pacing, die Charaktere, das Setting, der Look, alles ist auf lockere Unterhaltung und Spaß getrimmt und überraschenderweise hätte es genauso klappen können. Da man aber zwanghaft versucht, eine größer angelegte, übergeordnete Geschichte zu erzählen, rutscht man in die Belanglosigkeit ab. Die Antagonistin Nimue, durchaus passabel verkörpert von Milla Jovovich, tut dem Gesamtwerk einfach nicht gut, viel zu uninteressant und standardmäßig ist ihr Storystrang gestaltet. Daran scheitert ‚Hellboy – Call of Darkness‘ aber nicht vollends. In seinen besten Momenten macht der Film nämlich wirklich Spaß. Harbour ist perfekt gecastet und am liebsten würde man seinem Hellboy einfach nur bei der lustigen Monsterjagd zusehen. Bestes Beispiel hierfür ist die Anfangssequenz, in welcher Hellboy einen verschollenen Kollegen bei einem mexikanischen Wrestlingmatch aufsucht. Der Humor stimmt, die Action ist gut und wuchtig umgesetzt und gemixt mit dem Soundtrack, springt der Funke direkt auf das Kinopublikum über.
Spätestens im zweiten Drittel verläuft man sich eben zu sehr in der Hauptstory um die Blutkönigin und das entschleunigte Tempo, lassen gar Langeweile aufkommen. Die Schauwerte werden weniger, die Gags wollen nicht mehr so zünden und irgendwie tritt man einfach nur auf der Stelle. Hier hätte man die Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung vor allem mit dem Hauptcharakter nutzen sollen. Stattdessen fährt man das übliche Hollywood Standardprogramm ab. Zum Ende hin mag dann wieder Unterhaltung aufkommen und im großen Finale lässt man endgültig die Hölle los. All das reicht aber nicht, um den massiven Durchhänger im Mittelteil zu kaschieren und so geht man mit gemischten Gefühlen aus dem Kinosaal. Das CGI präsentiert sich phasenweise arg plastisch und unecht, nicht alle Gags wollen zünden und fehlt es gar an erstklassigen Schenkelklopfern, irgendwie schafft es Hellboy aber doch, dass Herz des Kinopublikums zu erobern. Potential ist außerdem zu Hauf vorhanden, macht es doch einfach unglaublich Spaß, dem verpeilten, kindlich liebenswerten Dämonen bei der Monsterhatz zuzusehen. So kann man nur auf eine außergewöhnlichere und vor allem mutigere Fortsetzung hoffen, welche sich traut, aus dem üblichen Hollywoodkorsett auszubrechen.
Fazit:
‚Hellboy – Call of Darkness‘ präsentiert den Höllenjungen in völlig neuem Gewand in einer Mischung aus ‚Hänsel und Gretel: Hexenjäger‘ und ‚Deadpool‘, dabei macht er aber genau denselben Fehler, den auch ‚Deadpool‘ damals schon gemacht hat: Er lässt sich spätestens im zweiten Drittel ins Hollywoodkorsett pressen und verkommt dadurch zur Standardkost. In seinen besten Momenten bietet der Film jedoch kurzweilige Erwachsenenunterhaltung mit einem durchgehend sympathischen Hauptdarsteller und jeder Menge abgedrehter Monsteraction (welche man leider schon zu einem Großteil im Trailer sehen konnte). Es bleibt nur die Hoffnung auf eine mutigere, außergewöhnlichere Fortsetzung, an Potential fehlt es nämlich nicht. Zum Abschluss muss ich noch dringend von der deutschen Synchronisation abraten, speziell die Gags leiden unter der staksigen Übersetzung und der unpassend gewählten Synchronstimme Hellboys. Wenn möglich unbedingt im Original schauen, dann macht David Harbours verschrobene Art nämlich besonders Spaß!
Kinostart: 11.04.2019
Pressematerial zur Verfügung gestellt von Constantin Film
Poster: © 2019 Constantin Film
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