The Batman – Review

Kaum eine Filmnews zu einer Comicverfilmung hat mich in den letzten Jahren derart in Freude versetzt wie die Ankündigung, dass Matt Reeves die Regie in einem neuen Batman-Reboot übernimmt, den ich nach den beiden hervorragenden Fortsetzungen „Planet der Affen: Revolution“ und „Planet der Affen: Survival“ stark ins Herz geschlossen habe. Nach dem ewigen hin und her mit Ben Affleck, der zuerst das Drehbuch, die Regie und die Hauptrolle übernehmen sollte, ging es dann sehr schnell und nach Matt Reeves war Robert Pattinson als neuer Batman gefunden. Nach gerade mal 2 1/2 Jahren Produktion erblickt „The Batman“ nun endlich die heimischen Leinwände und bringt uns den Batman, wie ihn sich Comicfans immer schon gewünscht haben, als wütender und brutaler Rächer und Detektiv.

Copyright: © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Wer Pattinson immer noch auf seine Rolle in der „Twilight“-Reihe reduziert, der sollte dringend mal „Der Leuchtturm“ nachholen und sich eines Besseren belehren lassen, mit der Rolle hat er sich nämlich in mein Kritikerherz gespielt. Für mich war seine Besetzung als Batman Liebe auf den ersten Blick und direkt mit seinem ersten Auftreten sieht man, dass mit ihm die perfekte Wahl getroffen wurde. Genau in diesem ersten Auftritt treffen Pattinson unbändige Physis und Reeves Händchen für eine brachiale Inszenierung aufeinander. Der Fledermausmann teilt nämlich derart wutentbrannt und mit einer fast schon vom Teufel besessenen Wucht aus, dass gar kein Blut spritzen muss. Man muss nicht mal sehen, wie die Schläge ihr Ziel treffen, um zu wissen, dass sein Opfer jetzt mindestens einen Krankenhausaufenthalt vor sich hat. Spätestens wenn er den Bösewichten dann noch „Ich bin Vergeltung!“ entgegenschleudert, ist es wohl um jeden Batman-Fan geschehen. Immer noch läuft mir die Gänsehaut den Rücken runter, wenn ich an diese einleitende Szene denke.

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Aber lasst euch nicht täuschen, mit „The Batman“ erwartet euch kein Action-Feuerwerk oder Effektgemetzel, wie ihr es von den meisten bisherigen Comicverfilmungen kennt. Matt Reeves Batman ist der Batman, wie ihn die meisten von euch aus den Comics und Zeichentrickserien kennen werden, er ist ein Detektiv, ein nächtlicher Ermittler. Denn um seinen Gegenspieler, den wahnsinnigen Riddler, aufzuhalten, braucht es keine rohe Gewalt. Vielmehr muss er ein Netz aus Lügen und Korruption aufdecken, dass sich über die gesamte Stadt erstreckt, um den psychopathischen Killer zu stellen. In dessen Rolle schlüpft Paul Dano, den so manche*r von euch vermutlich aus „Swiss Army Men“, „Okja“ oder Denis Villeneuve’s „Prisoners“ kennen werden. Er gehört zu den absoluten Highlights des Films. Seine Performance ist stellenweise richtig angsteinflößend und verstörend, ja fast schon unangenehm echt. Da bewegen wir uns tatsächlich in so mancher Szene auf Horrorthriller-Niveau und auch das gelingt Reeves ganz ohne übermäßige Gewaltspitzen oder Blutfontänen. Dano lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.

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Catwoman ist auch wieder mal mit von der Partie, gespielt wird sie diesmal von Zoë Kravitz und ihre Darstellung reiht sich tatsächlich auf Platz 2 ein, direkt hinter Michelle Pfeiffers verrückten Performance aus Tim Burtons „Batmans Rückkehr“. Für den ersten Platz reicht es jedoch nur aufgrund des Drehbuchs nicht. Hätte man sich die Lovestory diesmal gespart und ihr zumindest eine einprägsamere Szene gegönnt, wäre ich möglicherweise sogar für Platz 1 offen gewesen, denn ihre Figur schlägt in eine völlig andere Kerbe, als die Wahnsinnige aus Burtons Klassiker und das macht sie den Umständen entsprechend gut. Ihr braucht euch keine Sorgen machen, die Knistereien mit Batman sind minimalst und entgleiten nie zum kompletten Cringe. Man hätte es jedoch trotzdem nicht so ausspielen müssen, denn genau diese Szenen bremsen den Film aus, dazu allerdings später mehr. Vorher muss ich unbedingt noch Colin Farrell erwähnen. Am liebsten würde ich euch ja gar nicht erzählen in welche Rolle er schlüpft, die Verwandlung, die der irische Schönling für den Film hinter sich hat und wie er seinen Charakter ausspielt, wird euch umhauen. Wenn ihr bisher nichts über seine Rolle gehört habt und es erst nach dem Film wissen wollt, dann überspringt jetzt einfach den nächsten Mini-Absatz. Ihr seid gewarnt, also, Farrell spielt…

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…den Pinguin in einer nicht gar so abgedrehten Variante wie Danny DeVito, sondern wesentlich geerdeter, ohne ihm die Schlagfertigkeit zu nehmen. Hierfür wurde er in einen Fatsuit mit zahlreichen Protesen gesteckt. Seine Stimme und sein Acting passen so gut, einfach nur herrlich. Zumindest im englischen Original. Zur deutschen Synchro kann ich leider nichts sagen.

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Und John Turturro als Falcone darf ebenso nicht unerwähnt bleiben. Ein großes Lob geht raus an die Castingabteilung des Films, jede Rolle ist perfekt besetzt und mit Farrell ist man das richtige Risiko eingegangen, das hätte nämlich auch ordentlich in die Hose gehen können. Kommen wir nun aber zu den negativen Aspekten des Films. Die 175 Minuten Laufzeit machen sich glücklicherweise erst im letzten Drittel bemerkbar, da verliert der Film dann seinen zwar immer gemächlichen, aber trotzdem vorhandenen Drive. Schaffte man es bis hierhin noch nuanciert zu erzählen, gerät Reeves Drehbuch dann ins Stolpern, sobald man moralisch etwas tiefer in die Tasche greifen will. Da hat man dann zu viele halbpräsente Bösewichte und alle Storystränge verlaufen sich ins belanglos Schwachsinnige. Was auf der anderen Seite allerdings durchaus gewollt sein könnte, Batman hat ja schließlich mit einem irren Gegenspieler zu tun. Trotzdem schleicht sich die ein oder andere Eigenartigkeit ein, wo man sich echt fragt, was das soll. In einer Szene sehen wir außerdem einen Gefängnisinsassen mit einer Halsfessel. Schaut euch die Halsfessel mal genau an, was soll denn das? Man sieht dieses Halskettchen dann so lange, dass es einem richtig ins Gesicht schlägt. Zumindest ging es mir so und das ist nicht die einzige Merkwürdigkeit. Ohne weiter Vorauszugreifen oder gar zu spoilern, möchte ich euch Matt Reeves „The Batman“ bedingungslos empfehlen. In so einer Form habt ihr den dunklen Ritter noch nie gesehen, als gebrochenen, brutalen Detektiv und Rächer.

Fazit

Als hätten Tim Burtons „Batmans Rückkehr“ und Zack Snyders Interpretation von „Watchmen“ ein Filmbaby, welches sich nach einem mächtigen Auftakt und einem wirklich eindrucksvollen zweiten Akt beim Absprung ins letzte Drittel die Rübe angehauen hat. Insgesamt will ich euch Matt Reeves „The Batman“ aber dringend empfehlen, speziell, wenn ihr Fans der Comics seid! Der Regisseur hat hier die Essenz einer ganzen Comicreihe in ein 3-stündiges Epos von einem Film gepresst. Dies gelingt zwar nicht vollends, dafür aber umso eindrucksvoller und mit einer Wucht, die eines Batmans würdig ist. Freut euch auf einen düsteren Noir-Thriller im Superheldengewand mit einer herausragenden Darstellerriege. Und Finger weg von den Trailern! Lasst es bitte einfach, ihr ruiniert euch einige der ganz großen Momente damit.

Pressematerial zur Verfügung gestellt von der Warner Bros. Entertainment Inc.

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