Da ist er wieder, mein Held und gleichzeitig mein Erzfeind M. Night Shyamalan. Der Meister hinter den großartigen „The Sixth Sense“, „Unbreakable“ und „Signs“, der mit „The Village“ einen Abstieg losgetreten hat, wie es kaum jemand vor ihm geschafft hat, bis er mit „The Happening“ schließlich endgültig den Tiefpunkt erreicht hatte. Jahre hat es gedauert, sich aus dem Grab, dass er selbst ausgehoben hatte, wieder rauszuschaufeln. Mit „The Visit“ kam zum ersten Mal Hoffnung auf, dass er sein Handwerk doch nicht vollkommen verlernt hatte. Aber erst mit „Split“ gelang es ihm, erneut einen Hit zu landen und dabei sein Publikum zu begeistern und vor allem zu überraschen. Die Freude hielt bei mir allerdings nicht lange an, denn gleich danach gings mit „Glass“ wieder bergab. Mit „Old“ hat er mich schließlich wieder vollständig vergrault und gerade mal 3 von 10 Punkten von mir kassiert. Einem der seltenblödesten Filme, die ich persönlich je erlebt habe. Nach dem brutalen Rückschlag will er es nun kurze Zeit später mit „Knock At The Cabin“ erneut wissen. Diesmal versucht er sich an der Verfilmung des Romans „The Cabin At The End Of The World“, welcher erst 2018 erschienen ist und unter anderem von Stephen King gelobt wurde.

Worum geht’s? Ein Pärchen, bestehend aus Eric und Andrew, fährt mit der gemeinsamen Adoptivtochter Wen in eine ruhige, abgelegene Hütte in den Wäldern. Doch die traute Dreisamkeit währt nur kurz, denn schon bald taucht eine Gruppe von Personen, bestehend aus zwei Männern und zwei Frauen, vor der Hüttentüre auf und verlangt nach Einlass, da sie etwas äußerst wichtiges mit der jungen Familie besprechen möchten. Als diese jedoch keinen Einlass gewähren will, lässt sich die angsteinflößende Truppe einfach gewaltsam selbst hinein. Was sie mit den Dreien denn so dringend besprechen möchten? Das findet ihr am besten selbst heraus, aber so viel sei verraten: Angeblich hängt das Schicksal des Planeten davon ab. So spielt Shyamalan knackige 102 Minuten damit, dass man sich nie sicher sein kann, ob denn die Behauptungen der Eindringlinge stimmen.

Meiner Meinung nach scheitert er leider, wenn auch auf einem zumindest visuell relativ hohem Niveau. Aber woran liegt’s? Zum einen an der hauchdünnen Story. Ob das der Romanvorlage entspricht, kann ich nicht beurteilen, aber ihm gelingt es einfach nicht, die Geschehnisse in der Hütte mit genug Suspense zu füllen, um über die kurze Laufzeit interessant zu bleiben. Speziell nach dem ersten Drittel kann er gar nicht mehr verbergen, dass sich die Handlung nur mehr im Kreis dreht. Die Dialoge sind flach, leer und bedeutungslos. Schauspielerisch brillieren kann nur Dave Bautista als Anführer der Gruppe und selbst seine Figur bleibt maximal eine leere Hülle. Das gilt für alle im Film Anwesenden. Rupert Grint spielt auch gut, kriegt aber viel zu wenig zu tun. Zu was für einem Bad Motherfucker sich der Mann doch gemausert hat und dann nutzt man ihn einfach nicht ordntlich. Die zwei weiblichen Charaktere sind aufgrund ihrer Besetzung und ihren klischeebehafteten Charakterzüge erst gar nicht erwähnenswert.

Und wieder schafft es der Regisseur, dass man sich mit fortwährender Dauer in immer höherer Frequenz auf die Stirn greifen muss, was an den Entscheidungen liegt, die er seine Figuren treffen lässt. Im Kontrast dazu steht die an und fürsich durchaus interessante Storygrundlage, was allerdings beides auf die Romanvorlage zurückzuführen sein könnte. Aber das kann man dann später im Adaptionsprozess als Writer ausbügeln. Denn trotzdem lässt er es zu, dass die agierenden Personen zum Beispiel laut und animalisch schreien müssen, anstatt unbemerkt und möglichst lautlos auf einen Gegenspieler zuzustürmen. Um nur mal ein Beispiel zu nennen. Der Inhalt, der transportiert werden soll, schafft es hingehen doch, zum Nachdenken anzuregen. Im Hinblick auf meine Wertungsvergabe, tu ich mir deshalb etwas schwer, bin dem Film dann allerdings trotzdem wohlwollend gestimmt. Gerade im Finale war ich doch etwas mehr involviert, als ich mir das gedach hätte. Spätestens im Heimkino auf den heimischen Streamingplattformen kann man sich „Knock At The Cabin“ mal zu Gemüte führen.
Fazit
Shyamalans neuester Streich mag zwar eine massive Verbesserung gegenüber „OLD“ darstellen, jedoch bewegt sich der Regisseur weiterhin weit entfernt von den Sphären, in welchen er sich noch mit seinen All-Time-Classics „The Sixth Sense“ und „Signs“ befunden hat. Trotz der inszenatorischen Dichte verläuft sich Shyamalan leider immer wieder in der viel zu dünnen Handlung und kann trotz der angenehm knackigen Laufzeit nur in wenigen Momenten mitreißen. Zeitweilen wird es sogar richtig langweilig, weil man sich ewig lang auf der Stelle bewegt. Da hilft auch der wiederholte Sprung in die Vergangenheit nicht. Was bleibt ist ein passabler Mysterthriller, der durchaus zum Nachdenken anregt, allerdings über das leicht gehobene Mittelmaß nicht hinauskommt.

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Universal Pictures International Austria
Poster: © 2022 Universal Pictures
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