Slash Filmfestival 2023 – Part 1 – Vermin, DogMan, Good Boy

Das Slash Filmfestival in Wien ist endlich zurück! Und somit erscheinen auch wir nach der heuer verlängerten Sommerpause endlich wieder auf der Review-Bildfläche. Wie jedes Jahr sind wir zu zweit für euch auf der bereits 14. Ausgabe des Festivals unterwegs und wie jedes Jahr können wir euch wieder eine dringende Empfehlung aussprechen. Blättert euch durchs Film- und Rahmenprogramm, Markus Keuschnigg und sein Team haben erneut ein fantastisches Poutpourri der verschiedensten Genres des fantastischen Films zusammengestellt. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die diesjährigen Gäste können sich auch wie immer sehen lassen. Es gab bereits ein Special Screening vom hervorragenden Possessor mit anschließender äußerst sympathischer Masterclass mit dem Regisseur Brandon Cronenberg und seinem Kameramann Karim Hussain. Diesen Donnerstag dürft ihr euch dann auf einen Abend mit Michael Ironside freuen, wo zuerst David Cronenbergs Scanners gezeigt wird, danach gibt es ein moderiertes Gespräch mit dem Darsteller und zum Abschluss gibt’s noch Total Recall in der 35mm Version, wo Ironside den Antagonisten mimt. Lasst euch das nicht entgehen!

Dieses Jahr wollen wir mal was neues probieren. Normalerweise stecken wir nach den Filmen, die wir gemeinsam gesehen haben, die Köpfe zusammen und einigen uns auf gemeinsame Punkte und eine gemeinsame Wertung. Da wir aber jetzt schon so oft mit unseren Meinungen und Wertungen stark auseinander liegen, gibts heuer einmal Christopher Wertung und einmal eine Lisa Wertung. Freut euch also auf jede Menge Kurzreviews mit einem unfassbar abwechslungsreichen Filmprogramm aus Horror, SciFi, Fantasy, Action, Gore und allem, was dazugehört!

Vermin

© Plaion

Der junge Erwachsene Kaleb versucht mit allen möglichen Kleingeschäften sich und seine Schwester über Wasser zu halten. Seine große Leidenschaft gebührt allerdings dem Sammeln von exotischen Tieren. Für die Vielbeiner hat er schon als Kind ein besondere Beziehung entwickelt, welche ihm jetzt zum Verhängnis zu werden scheint, als er sich eine besonders heimtückische Spinnenvariante in den trauten Plattenbau holt. Ganz im Zeichen des diesjährigen Festivalthemas des Tierhorrors lässt Festival-Mastermind Markus Keuschnigg zur Eröffnung einen Arachnophobie induzierenden Schocker der Spitzenklasse auf uns los. Sollten euch die Achtbeiner in nervöse Zuckungen versetzen, dann wird euch „Vermin“ regelmäßig eine Gänsehaut verpassen. Nur im letzten Drittel tauscht Regisseur Sébastien Vaniček die schaurig intensive Atmosphäre gegen viel zu viel Kameragewackel, Action und pseudowissenschaftliche Nebengeräusche aus, womit er seinen schaurig witzigen Sozialbau nahezu komplett zum Einstürzen bringt. Noch dazu dreht man derart an der Drama- und Hysterieschraube, dass es fast schon unangenehm wird. Trotzdem verdient „Vermin“ unbedingt eure Aufmerksamkeit. Wer bei Geistern und Dämonen mit keiner Wimper mehr zuckt, könnte hier dank jeder Menge Echtgetier doch noch den ein oder anderen Schauer über den Rücken mitnehmen.

Christopher
Lisa

DogMan

© Polyfilm

Luc Besson will es, nachdem er umfassend über die MeToo-Bühne geprügelt wurde, noch einmal wissen und er scheint seine Erlebnisse auf gar eigenartige Weise zu verarbeiten zu versuchen. Sämtliche Verfahren wurden nämlich entweder eingestellt oder endeten in einem Freispruch. Nun aber zum eigentlichen Thema, denn der einstige Star-Regisseur dürfte nicht nur einiges an seinem Glauben an die Menschheit eingebüßt haben, sondern auch sein einstiges Talent. Mit „DogMan“ fischt er nicht nur storytechnisch im Trüben, hier will kaum was auf- und ineinanderpassen. Daran kann leider weder das tolle Schauspiel von Caleb Landry Jones, noch die süßen Hundedarsteller etwas ändern. Übrig bleibt nur ein absolut seichtes Filmerlebnis, ohne jegliche Tiefe, Inspiration, oder inszenatorischen Geschick. Überraschungen sucht man sowieso vergebens und so bleibt über viele Strecken kaum ein Unterhaltungswert übrig. Stattdessen verleitet der Film immer und immer wieder zum Kopfschütteln. Direct-to-DVD wäre das früher gewesen. Wirklich schade. Ein großes Herz für Hunde steckt trotzdem in „DogMan“ und soll nicht unerwähnt bleiben. Ein leider nichtmal mittelmäßiger, faszinierend naiver Film mit einem investierten Hauptdarsteller und jeder Menge süßer Hunde. Da Lisa jedoch einiges an Spaß damit hatte, kann man sich doch trauen, wenn man will. Aber at your own risk!

Christopher
Lisa

Good Boy

© 24 Bilder

Ein kleiner, minimalistischer, nicht problemfreier, aber definitiv stubenreiner Streifen, konnte uns in Form von „Good Boy“ überraschen, wenn auch nicht begeistern. Hier begleiten wir den stinkreichen, mit ausgeprägtem Pupplay-Kink ausgestatten Christian auf der Suche nach der Frau fürs Leben. Beim Pupplay (übersetzt Welpenspiel) lässt sich eine meist unterwürfige Person in ein Hundekostüm stecken und vom Herrchen oder Frauchen dementsprechend behandeln. Dies macht der junge Mann natürlich, wie sollte es anders ein, über Tinder. Als ihn die unwissende Sigrid nach nur ein paar Nachrichten zu einem Date einlädt, ahnt sie nicht, dass ein Hund ganz besonderer Rasse schon bei Christian auf sie wartet. Daraus entspinnt sich ein unangenehmes Spiel aus menschlicher Naivität, Gier und jeder Menge menschlicher Abgründe, die leider nicht allzu tief ergründet werden. Dank der recht originellen Prämisse und den Twists und Turns der Story kann sich der Film gerade so die äußerst schlanke Laufzeit von gerade mal 76 Minuten über Wasser halten. Und dann gibt es trotzdem noch Längen. Zu sehr grast der norwegische Regisseur und Drehbuchautor Viljar Bøe bekannte Motive und Momente ab, wenn auch in leicht neuem Gewand. Da fehlt’s ihm viel zu sehr an neuen Impulsen. Genauso sollte man die Lupe nicht zu nah ans Storykonstrukt halten. Wer sich von der Handlung angesprochen fühlt, kann jedoch bedenkenlos reinschauen. Inszenatorisch versiert, bleibt’s bei einem insgesamt spannenden Kurztrip in die Abgründe Norwegens. Lisa mag anscheinend nur echte Hunde und keine Menschen im Hundekostüm, daher von ihr nur 4 von 10 Punkten.

Christopher
Lisa

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