Slash Filmfestival 2023 – Part 2 – Best Wishes To All, In My Mother’s Skin, Divinity

Best Wishes To All

© Plaion

Yûta Shimotsu liefert uns mit „Best Wishes To All“ einen japanischen Horrorstreifen, der stark an die Handlung von M. Night Shyamalans Comeback „The Visit“ erinnert. Im Gegensatz dazu reist hier unsere erwachsene Protagonistin zu ihren Großeltern aufs Land, welche sich auch hier ebenfalls immer wieder ganz eigenartig verhalten. Gleichzeitig zieht es sie immer wieder in ein abgeschlossenes Zimmer im ersten Stock, welches sie nach einem Erlebnis in ihrer Kindheit in ihren Albträumen verfolgt. Nur ein alter Freund von früher, der inzwischen die Landwirtschaft seiner Eltern übernommen hat, scheint sich halbwegs normal zu verhalten. So gilt es, das dunkle Geheimnis von Oma und Opa zu ergründen. So sehr ich „The Visit“ auch mochte, so abgenutzt fühlt sich „Best Wishes To All“ an, greift es denn nicht nur auf viele Motive von Shyamalans Film zurück, sondern arbeitet sich durch die nahezu komplette Japano-Horror-Palette durch, die wir seit „The Grudge“ und „The Ring“ immer wieder geliefert bekommen. All das tut Shimotsu keinesfalls schlecht. Inszenatorisch und atmosphärisch erweist er sich als durchaus fähig. Allerdings merkt man seinem Film speziell in der zweiten Hälfte an, wie schwer sich der Regisseur tut, seinen Social Criticism auf auch nur irgendeinen Punkt zu bringen. Am Ende bleibt da einfach nicht viel übrig, weder als Horrorfilm, noch als erhobener Zeigefinger kann „Best Wishes To All“ überzeugen.

Christopher
Lisa

In My Mother’s Skin

© Epicmedia Products & Amazon

Kommen wir nun zu unserem Lowlight des Festivals. „In My Mother’s Skin“ begleiten wir eine schwerkranke Mutter, ihre zwei Kinder und ihre Haushälterin während dem zweiten Weltkrieg in den Philippinen. Bis der Vater zurückkommt, müssen sie ausharren, denn nur er scheint der einzige Ausweg aus der drohenden Hungersnot zu sein. Gleichzeitig will sich eine blutgierige Feengestalt einschleichen und noch mehr Unglück über das ohnehin schon gebeutelte Haus bringen. Rein inszenatorisch kann man Kenneth Dagatans Film als durchwegs solides Erlebnis einordnen. Die Geschichte ist allerdings derart abgegriffen, das die gerade mal 97 Minuten ziehen wie ein Kaugummi. Mal ist es eine böse Hexe, mal ist es ein Dschinn und hier ist es halt mal ausnahmsweise eine böse Fee. Und nur weil man noch eine zusätzliche, ebenso abgegriffene Horrorblaupause dazumischt und die Story dann noch in ein historisch relevantes Szenario steckt, wird daraus nicht unbedingt etwas überraschend neues, originelles. Positiv erwähnen darf man die Schauspieler und das Kostümdepartment. Sonst bleibt einfach nicht viel übrig. Es mag keine Spannung aufkommen. Der Regisseur interessiert sich auch in keiner Sekunde dafür, seinem Publikum die Schienen so zu legen, dass man wenigstens einen Hauch emotional in das Schicksal der Kinder investiert ist oder mitfiebert. Daher würden wir euch „In My Mother’s Skin“ nichtmal notgedrungen, wenn sonst nichts zum schauen da ist, empfehlen, es wird euch in jedem Fall um eure Zeit schade sein.

Christopher
Lisa

Divinity

© Utopia

Ein ganz anderes Kaliber stellt Eddie Alcazars „Divinity“ dar. Ein absolutes Brett von einem Film, aber nicht so, wie ihr das jetzt vielleicht erwarten würdet. In Alcazars düsterer Zukunftsvision hat „Divinity“, eine Erfindung von Jaxxon Pierce’s Vater, die Welt in eine hedonistische Einöde verwandelt. Die Droge verspricht ewiges Leben, dafür opfert man jedoch seine Fruchtbarkeit. Man kann sich also entscheiden: Fröne ich dem Körperkult, der Lust und mir selbst oder gebe ich meinem Nachwuchs die Möglichkeit, meine eigenen Sünden abzugelten. 97 % der Frauen sind dadurch unfruchtbar und so droht der Kollaps der Menschheit. Diesen Wahnsinn wollen die beiden außerweltlichen Brüder jetzt stoppen, indem sie Jaxxon Pierce seine eigene Medizin spüren lassen, mit drastischen Folgen. Alcazars schwarz-weiß Lo-Fi Science Fiction Horrortrip hat uns dermaßen umgehauen, das wir gar von einem Kunstwerk von Film sprechen möchten. Aus wilden Ideen, welche der Regisseur zuerst in Zeichnungen und später in Film gegossen hat, erschafft er ein fast schon hypnotisierendes Filmerlebnis der Sonderklasse. Dabei donnern uns dröhnende Bässe und grandiose Lo-Fi Technobeats von Cypress Hills DJ Muggs und Dean Hurley um die Ohren. Abschließend gibt es noch einen wilden Stop-Motion-Fight um das Schicksal der Menschheit, dass dem abgefahrenen, absolut stilsicheren Experimental-Meisterstück noch die Krone aufsetzt. Technisch und audio-visuell bewegen wir uns auf unglaublich hohem Niveau und das aber auf eine ganz eigene Low-Budget B-Movie Art, dass allen Fans von Videospielen und abseitigen, wilden Experimental-Filmtrips das Herz aufgehen wird. Abstriche muss man lediglich bei der Handlung machen, was hier allerdings als Vorteil genutzt wird. Exposition braucht’s in „Divinity“ nahezu keine. So gut wie alles erklärt sich auf die ein oder andere Weise von selbst und so kann man ganz, ohne rausgerissen werden abtauchen und sich wegblasen lassen. Schaut euch ausnahmsweise mit unserem Segen den Trailer an und hoffentlich dürft ihr auch das Privileg genießen, diesen abgefahrenen Streifen im Kino zu erleben. Denn wenn „Divinity“ nur so auf euch einprasselt und eindonnert, wirkt es am besten. Style-over-Substance par excellence! Unser Highlight dieses Festivaljahres!

Christopher
Lisa

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