Alle Fortsetzungen ab ‚Terminator 3: Rise of the Machines‘ hat es nie gegeben, was für eine angenehme Vorstellung. James Cameron ist zumindest als Drehbuchautor zurück und hat eine aufregende Idee, dem Franchise neues Leben einzuhauchen. Tim Miller verzichtet für den Regiestuhl sogar auf ein direktes mitwirken bei ‚Deadpool 2‘. Arnie, Linda Hamilton und sogar Edward Furlong sollen zurück sein. Als Fan des Franchises lasen sich die vielen News im Vorfeld wie ein Traum. Nun läuft die heißersehnte, direkte Fortsetzung zu ‚Terminator 2: Judgement Day‘ endlich in unseren Kinos. Aber gibt es tatsächlich noch Hoffnung? Fangen wir mal mit der Handlung an: Der Tag der Abrechnung wurde von Sarah und John Connor abgewendet. Alles läuft viele Jahre in gewohnten Bahnen und die Bedrohung durch Skynet scheint gebannt zu sein. Als eines Tages jedoch irgendwo in Mexiko erneut zwei Zeitreisende auftauchen, von denen einer Jagd auf die junge Dani macht, scheint unsere Zukunft erneut in Gefahr zu sein. Warum haben die Maschinen ihr Interesse an Sarah Connor verloren? Was ist eigentlich aus John geworden? Und wie will man es diesmal schaffen, Arnold Schwarzenegger als T-800 organisch in die Handlung einzuarbeiten? All diese Fragen werden in ‚Terminator: Dark Fate‘ beantwortet. Ob mir diese Antworten gefallen haben, klären wir in den nächsten Zeilen.
Produktionstechnisch handelt es sich um die wohl beste Fortsetzung seit Teil 2, so viel sei direkt mal gesagt. Von der Introsequenz weg entwickelt ‚Dark Fate‘ einen hervorragenden Adrenalinsog. Es wird keine Sekunde gezögert und es geht im Prinzip sofort ans Eingemachte. Die Actionszenen, zumindest im ersten Drittel, wirken brachial und unerbittlich. Wenn Gabriel Luna als neuer Terminator Rev-9 zuhaut, kann man die Wucht der Schläge förmlich am Körper spüren, auch wenn es schnitttechnisch da schon hapert. Immer wieder droht das Gezeigte in ein Schnittgewitter abzurutschen, was sich aber im weiteren Verlauf etwas legt. Luna schafft es sehr gut, mit seinem störrisch emotionslosen Gesichtsausdruck eine maschinelle Bedrohung auszustrahlen, wie es bereits bei Robert Patrick als T-1000 der Fall war. Ihm fehlt es allerdings an ikonischen Momenten. Nie darf er so richtig böse sein, zumindest auf der Leinwand. Szenen wie Johns Telefonat mit seiner mutmaßlichen Adoptivmutter, welche zu dem Zeitpunkt aufgespießt am Metalauswuchs des T-1000 hängt, sucht man vergeblich. Ähnliche Dinge passieren zwar schon, gezeigt werden diese aber nicht. Einerseits nachvollziehbar, da man vermeiden möchte, die Vorgänger zu kopieren. Wenn man jedoch sämtliche düster brutalen Szenen aufgrund dessen weglässt, wirkt das Gesamtwerk irgendwie weichgespült. Somit verkommt der neue Terminator zum Stichwortgeber und Mittel zum Zweck, anstatt ein eigenständiger, mysteriöser Charakter zu sein. Allgemein fühlt sich Millers Werk steril und glattgebügelt an, aber dass dürften seine Regiearbeiten einfach an sich haben. Wer ‚Deadpool‘ gesehen hat, weiß vermutlich, was ich damit meine. Ihm fehlt einfach das Auge fürs Detail, um ein echtes, düsteres Endzeitszenario zumindest vorausahnen zu lassen. Camerons damalige Welt war unerbittlich, deprimierend und angsteinflößend, sogar noch in der damaligen Gegenwart. Tim Millers Ansatz trieft nur so vor Popcorn-Kino-Flair.
Spätestens wenn nach dem ersten Drittel dann die Handbremse gezogen wird und man im Prinzip bis zum Effektgewitter-Finale auf Action verzichtet, wird klar, um was für eine leere Hülle es sich hierbei eigentlich handelt. Dann hagelt es nur mehr so Expositions-Dialoge, welche die erzwungene und daherkonsturierte Geschichte bis ins kleinste Detail durchexerzieren. Wenn es sich für Cameron hierbei tatsächlich um eine spannende Idee handelt, dann graut mir jetzt schon vor seinen ‚Avatar‘-Fortsetzungen, denn wieder versucht man das Terminator-Franchise mit Gewalt hervorzukramen. Spätestens wenn dann der Verbleib des T-800 offenbart wird, driftet man in die Klamauk-Gefilde des dritten Teils ab. Erneut hat man nicht verstanden, was den „Vorgänger“ so gut und einzigartig gemacht hat. Natalia Reyes soll Linda Hamiltons Part übernehmen, stellt sich aber als Fehlbesetzung heraus. An Reyes selbst scheitert es nur bedingt, sie versucht nämlich zumindest das beste aus ihrer Rolle zu machen. Da ihr gesichtsloser Charakter aber genauso gut einer TV-Soap entsprungen sein könnte, will der Funke nie überspringen. Völlig anders ist es mit Mackenzie Davis. Ihr Auftritt ist von der ersten Sekunde an absolut Badass. Mit ihr trifft man komischerweise genau den schmalen Grat, der eigentlich für den Charakter von Reyes vorgesehen sein sollte: Gebrochen, aber trotzdem nicht tot zu kriegen. Hamilton spielt gut, ihr Charakter ist aber fast schon primitiv grummelig. Sobald dann Arnold Schwarzenegger als T-800 zum ersten Mal auf die Leinwand tritt, ist der Schaden leider nicht mehr zu beheben und seine Vorgeschichte spottet jeder Beschreibung. Millers Versuch, das Franchise wiederzubeleben, ist zwar kein Totalausfall und weiß Streckenweise gut zu unterhalten, die lauwarm aufgewärmte Geschichte und die gähnende Langeweile im zweiten Drittel kosten einiges an Unterhaltungsfaktor.
Fazit:
Vom brachialen, actionlastigen und meist gut inszenierten ersten Drittel war ich überrascht, umso tiefer ist dann allerdings der Fall, sobald man sich Zeit nimmt, die Story näher unter die Lupe zu nehmen. Sogar so viel Zeit, dass bis zum Effektgewitter-Finale gefühlt nichts großartiges mehr passiert. Mackenzie Davis ist der absolute Hammer, muss sich aber hinter der mexikanischen TV-Soap-Version von Sarah Connor, gespielt von Natalia Reyes, anstellen. Arnies Auftritt ist hanebüchen, macht aber trotzdem gelegentlich Spaß. Linda Hamilton in ihrer Paraderolle scheint nur für die One-Liner da zu sein. Der neue Terminator Rev-9 weiß anfangs zu überzeugen, verliert dann aber mehr und mehr an Bedrohlichkeit. Die sterile Regiearbeit von Tim Miller mag einfach nicht zum Terminator-Universum passen und so hat man offensichtlich wieder nicht verstanden, was die Vorgänger groß gemacht hat. Insgesamt zwar kein Totalausfall, aber trotzdem nur mittelmäßig bis gut. Ich habe auf jeden Fall nun endgültig mit dem Franchise abgeschlossen, denn damit sollte man sich einfach nicht zufrieden geben.
Pressematerial zur Verfügung gestellt von 20th Century Fox Österreich
Poster: © 2019 20th Century Fox Österreich
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