Dass ich nicht der größte Marvel-Fan bin, sollte euch inzwischen bekannt sein. Versteht mich nicht falsch, das MCU hat auch Lichtblicke und bringt ab und an ganz passable Filme auf die Leinwand. Richtig begeistert hat mich aber bisher kaum einer. Hoffnung hatte ich zum ersten Mal mit dem ersten Teil von „Guardians Of The Galaxy“, wurde dann aber bitter enttäuscht. Mit dem Erstling konnte ich so wenig anfangen, dass von der 4er-Gruppe, mit der ich damals im Kino war, zwei Personen während des Films eingeschlafen sind. Ich war einer davon. Teil 2 hatte sich damit für mich im Kino auch erledigt. Als der andere Freund, der damals mit mir im Kino eingeschlafen ist, mich Jahre später damit überrascht hat, dass er Teil 1 inzwischen ganz cool findet, musste ich mir den Film nochmal geben.

Wieder war ich wenig angetan davon, aber dann musste ich mir die Fortsetzung auch noch zu Gemüte führen. Und siehe da: Ich war hellauf begeistert. Ich hatte unglaublich viel Spaß mit dem Film und war sogar zu Tränen gerührt. So kann’s gehen. Umso enttäuschter war ich, als man James Gunn, den Regisseur und Drehbuchautor der beiden Ableger, kurzerhand einfach aus dem MCU verbannt hat und der Abschluss seiner Trilogie somit auch gestrichen war. Als der aber mit „The Suicide Squad“ einen DC-Hit gelandet hat, mussten sich Disney und Marvel geschlagen geben und den Regisseur zurückholen. Kommende Woche ist es endlich soweit. Volume 3 erblickt das Licht der Leinwände weltweit. Ob ich ein Erlebnis wie mit dem ersten Teil hatte, oder die Begeisterung von Teil 2 sogar noch übertroffen wurde, erzähle ich euch jetzt.

Also, worum geht’s denn im Finale von Gunns Trilogie? In Knowhere, der Basis der Guardians in einem abgetrennten Celestial-Kopf, ist der Alltagstrott eingetreten. Während alle mit dem Auf- und Umbau der Siedlung beschäftigt sind, ertränkt Starlord seine Trauer um Gamora in Alkohol. Als eines Tages ein Unbekannter in die Basis eindringt und Rocket tödlich verletzt, muss sich der Trauerklos jedoch zusammenreißen, um seinen Freund zu Retten. So macht sich die alte Truppe auf, um ein Heilmittel für unseren geliebten Waschbären zu besorgen. Gleichzeitig kriegen wir durch Rückblenden jede Menge Einblicke in Rockets Vergangenheit. Ich bleibe jetzt natürlich wie immer bewusst kryptisch, damit ihr die ersten 20-30 Minuten des Films auch noch selbst erleben dürft. Reicht diese relativ simpel gestrickte Story denn für den 147 Minuten Blockbuster? Definitiv! Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, „Guardians Of The Galaxy: Vol. 3“ ist für mich eines der Highlights der langen Ära des MCUs, wenn nicht sogar das Highlight. Was James Gunn da zusammengebastelt hat, gilt für mich in Zukunft als Definition von Marvel Filmen.

Ich war nämlich nicht nur begeistert davon, was und wie Marvel Filme sein können, sondern bin damit auch der Meinung, dass Marvel Filme so sein sollten. Kein generischer, stinklangweiliger Mist nach der gewohnten Blaupause, sondern ein eigenständiges, kreatives Filmerlebnis mit Herz und Spaß, dass nicht auf die Kleinsten der Kleinen im Kinopublikum abzielt. Unterhaltung für Kinder gibt es ohnehin genug. Sondern Unterhaltung, die Jugendlichen und gleichzeitig auch Erwachsenen einen große Freude bereiten kann, ohne sie bevorzumunden. Für mich waren das früher immer die Filme, die mir als Jugendlicher am meisten im Gedächtnis geblieben sind.

Im finalen Guardians-Ableger stimmt einfach alles. Die Action knallt und eskaliert, ohne zu überfordern oder im Stakkatoschnitt epileptische Anfälle auszulösen und kommt mit einer kreativen Inszenierung und tollen Kamerafahrten daher. Der Humor sitzt so ziemlich im Minutentakt on point. Die Charaktere sind herzallerliebst, haben jede Menge moralische Untertöne zum Nachdenken im Gepäck und werden hervorragend gespielt. In nur ganz wenigen Momenten stottert das Pacing und die 2 1/2 Stunden gehen runter, wie kühles Wasser in der brütenden Sommerhitze. Und der Detailreichtum der diversen Welten, die besucht werden, sucht seinesgleichen. Sogar das CGI kann sich sehen lassen und der Bösewicht ist hervorragend fies geschrieben, inszeniert und gespielt. Ich bin einfach nur begeistert. Dabei wird es so herzergreifend und düster, dass ich mir nichtmal sicher bin, ob ich in so schnell ein zweites Mal sehen kann, ohne komplett in Tränen auszubrechen.

Was für ein süßes, herzallerliebstes, albernes und dabei so düsteres, sowie überraschend erwachsenes Blockbuster-Superhelden-Kinoerlebnis James Gunn da geschaffen hat, ist sensationell. Mit „Guardians Of The Galaxy: Vol. 3“ hat er es tatsächlich geschafft, „Avengers: Endgame“ vom Thron der für mich besten MCU-Filme aller Zeiten zu stoßen. Runder geht es für mich kaum, so viel Ideenreichtum, Liebe und Herz steckt im Abschluss seiner Trilogie. Abschließend kann ich euch nur mehr empfehlen, den Film nicht mit kleinen Kindern zu besuchen, denn es wird phasenweise wirklich sehr düster und brutal. Für alle anderen sei gesagt: Pfeift euch nochmal Teil 1 und 2 rein und freut euch danach auf einen der emotionalsten und spaßigsten Abschlüsse einer Trilogie, wie ihr sie je erlebt habt. Selbst wenn euch die Truppe nach Teil 2 noch nicht ans Herz gewachsen ist, wird euch Teil 3 mit Leichtigkeit aufbrechen.
Fazit
Enttäuschte Stimmen sollten zur Strafe in Dauerschleife in ein Double-Feature aus dem letzten Ant-Man- und Dr. Strange Film gesetzt werden. Euch ist Volume 3 zu seicht und storymäßig, sowie emotional hat es sich Gunn zu einfach gemacht? Ihr kreidet wohl auch der Fast and Furious Reihe zu wenig intellektuelle Tiefe an. Wer selbst hier jetzt noch drauf haut, sollte das Superhelden-Genre wohl einfach lassen. Für mich ist „Guardians Of The Galaxy: Vol. 3“ der vermutlich beste Marvel-Film aller Zeiten, sogar vor Endgame. Ein derart rundes Filmerlebnis hatte ich schon lange nicht mehr. Ich hatte unheimlich viel Spaß und war immer wieder so ergriffen, dass ich 3, 4 mal in Tränen ausbrechen hätte können. Chapeau an James Gunn! Das ist für mich Superhelden-Blockbusterkino wie es sein soll.
Kinostart: 03.05.2023

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Walt Disney Studios Motion Pictures Austria
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