Thor: Love and Thunder – Review

Irgendwann kommt für jeden der Zeitpunkt, an dem man sich entscheiden muss, wo die Reise für einen hingeht. An dem man in sein Innerstes geht und versucht, sich selbst neu zu erfinden. Selbst Thor ist davon nicht gefeit und so muss er sich mit sich selbst und seiner Zukunft auseinandersetzen. Wenn da nicht plötzlich eine alte Liebe und ein neuer Feind seinen Selbstfindungstrip aus der Bahn werfen würden. Denn da wird doch glatt sein zerstört geglaubter Freund und Hammer Mjolnir von einer anderen Person geführt. Von niemand geringeren als seiner Ex-Freundin Jane Foster. Ob sich dieses ganz eigene Liebesdreieck zu einem weiteren Lachfeuerwerk entwickelt? Finden wir’s raus!

Chris Hemsworth as Thor in Marvel Studios‘ THOR: LOVE AND THUNDER. Photo by Jasin Boland. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Die ganz eigenwillige Spaßkanone Taika Waititi darf nach „Thor: Ragnarok“ wieder den Regieposten übernehmen und erneut darf er sich vollends austoben. So hat es zumindest den Anschein, aber dazu später mehr. Diesmal versucht er das Gesamtbild mit einem 80s Metal-Anstrich aufzufrischen. Warum? Keine Ahnung. Es hat keinerlei nähere Bewandtnis. Gleichzeitig macht er aber auch nicht wirklich was draus. So bleibt nur das Gefühl, das man sich dazu entschieden hat, weil wir uns gerade noch in den letzten Atemzügen des 80s-Hypes befinden, bevor die 90er Welle auf uns herniederschwappen wird. Modetechnisch sind wir ja inzwischen wieder dort angekommen.

Chris Hemsworth as Thor in Marvel Studios‘ THOR: LOVE AND THUNDER. Photo by Jasin Boland. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Aber schafft es Waititi, sich und seinen Thor erneut von der doch recht einheitlichen Masse an Marvelfilmen abzuheben? Um es direkt in nur zwei Worten zu beantworten: Leider kaum. Natürlich strotzt sein Drehbuch wieder vor aberwitzigen Einfällen und Gags, jedoch treffen davon kaum welche wirklich ins Schwarze. Davon bleibt auch nahezu gar nichts hängen, bis auf vielleicht die hysterisch schreienden Ziegen und Thor im Adamskostüm, der den halben Olymp aus den Latschen haut. Das war’s dann aber auch schon. Der restliche Film lässt sich auf die Standard-Marvelformel runterdampfen, von der sich selbst Waititi scheinbar nicht so einfach losreißen kann.

Chris Hemsworth as Thor in Marvel Studios‘ THOR: LOVE AND THUNDER. Photo by Jasin Boland. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Wieder gibt es den Bösewicht, den man durch eine halbherzige Hintergrundgeschichte mehr Tiefe zu verleihen versucht, aber alles in allem will der nur wieder mal seine niederen Rachegelüste befriedigen und hat es diesmal auf die Götter abgesehen, also auch auf Thor. Und dafür verschleudert man ein mannigfaltiges Kaliber wie Christian Bale nahezu. Trotzdem ist er eines der Highlights des Films, denn ihm dabei zuzusehen, wie er immer wieder das Maximum aus seinen Rollen rausholt, ist jedes Mal beeindruckend. Allerdings kann sich nur seine Performance vom üblichen Antagonisten-Kanonenfutter abheben, alles andere an seinem Charakter kommt ganz bequem nach 08/15 Schablone.

Christian Bale as Gorr in Marvel Studios‘ THOR: LOVE AND THUNDER. Photo courtesy of Marvel Studios. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Ein großes Lob für seine Darstellung geht auch an Chris Hemsworth. Er atmet und lebt seine Rolle. Bei den emotionaleren Momenten weiß er sogar positiv zu überraschen. Generell spürt man, dass die meisten Beteiligten wirklich mit Herzblut bei der Sache waren und große Freude am Mitwirken hatten. „Thor: Love and Thunder“ strotzt nur so vor Sympathie. Hemsworth und Natalie Portman sind ein unglaublich süßes Filmpärchen und ihre Darstellung der weiblichen Thor fand ich auch richtig gut. Daher versteht mich mit all meiner Kritik bitte nicht falsch. Thors neuestes Abenteuer ist alles andere als langweilig und extrem kurzweilige Superhelden-Popcorn-Unterhaltung. Aber eben nicht mehr, was ich mir bei einem Taika Waititi dann doch erwartet hätte.

Tessa Thompson as King Valkyrie in Marvel Studios‘ THOR: LOVE AND THUNDER. Photo by Jasin Boland. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

So hastet die Truppe rund um den Gott des Donners von einem mehr oder minder belanglosen Schauplatz zum nächsten, bis man sich wieder dem großen Showdown hingibt, den man durch einen abgenutzten Kniff aufzuwerten versucht. Ein Schema, dass sich durch den ganzen Film zieht. Doch solche kleinen Upgrades reichen einfach nicht, um aus einer schablonenhaften Reise einen ganz besonderen Film zu machen. Also gilt wie inzwischen fast immer: Zurücklehnen und berieseln lassen. Macht die meiste Zeit Spaß, aber geht links rein und rechts ohne jeglichen Widerstand wieder raus. Und da könnt ihr ruhig sagen, dass es ja um viel mehr nicht geht beim MCU, jetzt sind wir allerdings beim 31. Film angekommen und irgendwann wird’s dann aber auch langweilig, selbst wenn ein Taika Waititi wieder mal völlig abdreht und fast eine Parodie abliefert.

Fazit

Anstatt geschickt und mit dem typischen Waititi-Humor über einen zu sich findenden und sich selbst entdeckenden Thor zu erzählen, geht es wieder mal in den klassischen Kampf gegen einen rachsüchtigen Bösewicht. Der kann sich zwar inszenatorisch und durch den in manchen Momenten gespenstischen Christian Bale hervorheben, viel mehr bleibt von Gorr, dem Götterschlächter, leider nicht übrig. Obwohl im Kern eine wirklich süße und vor allem erzählwürdige Geschichte steckt, bleibt insgesamt nur sehr oberflächlich davon etwas übrig. Für jede Menge kurzweilige Unterhaltung mit gewohnt hoher Gagdichte ist aber auf jeden Fall gesorgt, denn die sympathisch quirlige Art des Regisseurs feuert wieder aus allen Rohren. Freut euch also auf jede Menge Spaß, Verrücktheiten und Abstrusitäten, viel mehr steckt aber nicht dahinter.

Kinostart: 06.07.2022

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Walt Disney Studios Motion Pictures Austria
Poster: © 2021 Marvel Studios. All Rights Reserved.

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