Der Stuntman, Stuntkoordinator, Schauspieler, Produzent und Regisseur David Leitch ist ein ganz eigenes Kaliber. Bereits mit 22 Jahren stand er als Stuntman das erste Mal vor der Kamera. Ein Jahr später sogar schon beim Actionhit „Blade“. Daraufhin folgt eine lange Liste an Filmen mit denen jeder von uns wohl schon mal in Berührung gekommen ist, sei es „Fight Club“, „Matrix Reloaded“ oder „Matrix Revolutions“. Bis es ihn schließlich selbst gemeinsam mit Chad Stahelski auf den Regiestuhl von „John Wick“ verschlagen hat, wo er langsam aber sicher seinen eigenen Stil finden konnte, wie er mit „Deadpool 2“ und „Hobbs & Shaw“ unter Beweis stellen konnte. Nun hat er seine neueste Actionrakete „Bullet Train“ zum Abschuss bereit und wartet nur drauf, uns damit ins blutrote Action-Nirwana zu schießen, mit Brad Pitt am Abzug. Ob’s nicht nur knallt, sondern dabei auch Spaß macht? Diesmal treibt der Mann seinen ganz eigenen Spin nämlich auf die Spitze.

Der Auftragskiller Yuichi sitzt vor dem Krankenbett seines komatösen Sohnes. Eine unbekannte Person hat ihn vom Dach des Familien-Wohnhauses gestoßen und jetzt sinnt er gebrochen nach Rache. Als der Killer ihn in den berühmt berüchtigten Bullet Train lockt, der mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch Japan rast, kann er nicht mal erahnen, was da auf ihn zu kommt. Denn die unbekannte Person ist nicht der einzige Killer an Bord des Zuges. Gleichzeitig macht sich ein vom Pech verfolgter Auftragskiller mit dem Decknamen Ladybug, gespielt vom perfekt besetzten Brad Pitt, ebenfalls auf den Weg zu dem Zug um dort einen Aktenkoffer zu stehlen. Der Koffer gehört allerdings nicht minder gefährlichen Personen, wodurch ein wahnwitziges Actioncomedy-Feuerwerk losgetreten wird. Den Weg, den Leitch seit „Deadpool 2“ eingeschlagen hat, führt er hier konsequent fort, denn es vergeht fast keine Minute, in der kein Angriff auf die Lachmuskeln zumindest versucht wird.

Inszenatorisch setzt der Regisseur auf einen künstlichen, fast schon comic-artigen Look mit bunten, grellen Farben und jeder Menge Fokusspielereien, was perfekt mit dem aberwitzigen Vibe der Story harmoniert. Sobald der Bullet Train losrast, gibt es kein Halten mehr und für die Zuseher kaum mehr Zeit zum Durchatmen, was zu einer der wohl größten Stärken des Films zählt. Das Tempo, das mit dem Start des Zuges losgetreten wird, kann Leitch nahezu die ganze Laufzeit über halten. Seine Herangehensweise ist ein tolles Beispiel dafür, was es für konstante Unterhaltung braucht, denn dafür muss man den Zuschauer nicht mit Explosionen, Kämpfen und wilden Schnitten bombardieren. Stattdessen befindet sich bei ihm einfach alles in Bewegung. Wir stolpern mit Ladybug im Zug auf und ab, hören den Figuren zu, wie sie sich nur so die witzigen Lines um die Ohren knallen, zwischendurch haut man sich mal die Schädel ein und wirft mit Messern, Fäusten und Kugeln um sich. Mal härter, mal mehr slapsticky.

Was dabei fehlt sind die ganz großen Höhepunkte. Die Action ist zwar schön und nachvollziehbar inszeniert, ein Level an Cleverness, die Leitch gemeinsam mit Chad Stahelski in „John Wick“ geprägt hat, hätte ihr aber mehr als nur gutgetan. In guter alter Jackie Chan-Manier. Ebenso fehlt der letzte Schliff an den trotzdem noch sehr guten Dialogen. Außerdem wird es oftmals storymäßig etwas zu konfus und die Unmengen an CGI-Blut hätte man sich auch sparen können. Das tut dem Spaß aber kaum Abbruch, denn der hervorragende Cast reißt alles raus. Brad Pitt ist einfach eine Legende und seine Rolle ist ihm auf den Leib geschneidert und jedes Mal liefert er ab. Genauso wachsen einem Aaron Taylor-Johnson und Brian Tyree Henry als Tangerine und Lemon ans Herz. Joey King blüht als psychopatische Göre richtig auf und Hiroyuki Sanada gemeinsam mit Andrew Koji als Vater-Sohn-Killerduo sind ebenso herausragend besetzt. Dazu erwarten euch noch jede Menge Überraschungen, meidet daher am besten einschlägige Seiten, die euch direkt den kompletten Cast aufs Auge drücken. Herauszufinden, wer hinter dem „White Death“ steckt, war eines meiner Highlights. Also packt eure Freunde und Freundinnen zusammen und lasst euch diese Action-Comedy-Party auf keinen Fall entgehen!
Fazit
Mit „Bullet Train“ liefert Leitch seinen bisher fulminantesten Action-Wahnsinn ab, der auf so vielen Ebenen hervorragend funktioniert, aber auf den wichtigsten scheitert. Mit etwas Hilfe und Feinschliff bei den Dialogen, sowie der Story und mehr Fokus auf der Action, hätte das sein ganz großer Wurf werden können. Nichtsdestotrotz erwartet euch ein hervorragender Action-Comedy-Spaß, der durchgehend aus allen Rohren feuert und dem dabei kaum die Luft ausgeht. Es fehlen lediglich die ganz großen Momente, der ganz große Lacher oder der einprägsame Actionmoment. Lacher und gut choreografierte Actionmomente gibt es zu Hauf, aber speziell der Action fehlt die Cleverness die z.B. die „John Wick“-Reihe großgemacht hat. Der Mann befindet sich aber sowas von am richtigen Weg. Daher gibt’s eine bedingungslose Empfehlung von mir, sofern euch der Kopf nach abgedrehtem, gut gemachten Actionspaß steht. Euch erwartet jede Menge wahnwitzige Action, Gags ohne Ende und ein spielfreudiger, perfekt zusammengestellter, endlos sympathischer Cast, aufgrund dem ich diesmal sogar bei den Punkten aufrunde. Ganz viel Spaß im Kino!

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Sony Pictures Entertainment.
Poster: © 2021 Sony Pictures Entertainment.
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