Alle Jahre wieder beschenkt uns der liebe Markus Keuschnigg gemeinsam mit seinem wunderbaren Team am Slash Filmfestival in Wien mit jeder Menge handverlesener Horror-, Fantasy- und SciFi-Perlen, die das Herz eines jeden Fans des abseitigen Kinos höher Schlagen lassen. Eröffnet wurde auch diesmal wieder im legendären Gartenbaukino und weiter geht’s die nächsten 1 1/2 Wochen im Filmcasino und Metro Kinokulturhaus. Es wird abstrus, brutal, schaurig schön, gruselig, zum Brüllen komisch, over the top und bis ins Mark erschütternd. Lasst euch daher die vielen Geheimtipps wie „Speak No Evil“, „Saloum“, „Triangle of Sadness“ und „Sick Of Myself“ nicht entgehen. Wir werden euch die nächsten Wochen wie jedes Jahr mit einer Flut an Kurzreviews versorgen, damit ihr auch ja nichts von den Highlights des diesjährigen Festivals verpasst. Los geht’s mit „Resurrection“, „Good Madam“ und „Piggy“.
Resurrection

Bei der Eröffnung versuchte man mit dem psychologischen Horrorthriller „Resurrection“ aufzutrumpfen, was mir jedoch eines der mühsamsten Kinoerlebnisse seit einer Weile beschert hat. Wobei mein letztes, ähnliches Erlebnis gar nicht so lange her ist, denn ein sehr ähnliches Gefühl hatte ich bei Alex Garlands „Men“. Bei beiden Filmen führt ein Mann Regie und zeichnet sich auch für das Drehbuch verantwortlich und bei Beiden dreht es sich um die Gefühlswelt von emanzipierten, starken Frauen die mit vergangenen, von Männern induzierten Traumata zurechtkommen müssen. Wo wir direkt beim inzwischen unsäglichen Problem wären: Diese mit stereotypen aufgeladene Art wie sich manche Männer die Verarbeitung und Nachwirkungen von derart schrecklichen Erlebnissen, wie sie eigentlich nur Frauen erleben können, vorstellen, macht mich inzwischen nur noch wütend, während die ganze Welt Beifall klatscht. Wie kann man nur so anmaßend sein? Hier liefert uns Andrew Semans einen über die meisten Strecken langweiligen, vorhersehbaren Film ab, der mich vor allem zum Ende hin aus dem Augenrollen gar nicht mehr rauskommen lassen hat. Auch Regietechnisch gibt’s eigentlich kaum etwas besonders hervorzuheben, weder Kamera, noch Sounddesign, noch Score. Einzig und allein Rebecca Hall ist der absolute Star des Films. Sie holt das Maximum aus ihrer Aufgabe, nämlich „hysterische Frau at being hysterisch“, raus und verliert sich förmlich in ihrer Rolle. Ihr Minuten langer One-Shot-Monolog geht unter die Haut und ist einer für die Ewigkeit. Insgesamt aber richtig schlimm. So simpel und plakativ stellt sich ein Mann die Gefühlswelt von Frauen vor.

Good Madam

Weitaus erfreulicher war unsere Sichtung von „Good Madam“, den ihr sogar selbst noch im Rahmen des Festivals erleben könnt. Dort läuft der Film nämlich erst am 27.09. um 18 Uhr und es gibt sogar noch Karten. Also rein da, wenn euch unser Review anspricht! Worum geht’s? Die schwarze Mavis ist seit einer Ewigkeit Haushälterin bei einer inzwischen schwer erkrankten, wohlhabenden Dame. Ihre Obsorge betreibt die resolute Haushälterin fast schon obsessiv. So setzt sie strikt die Hausregeln durch, putzt wie besessen und traut sich nicht mal das Geschirr ihrer Arbeitgeberin zu nutzen. Als plötzlich ihre Tochter Tsidi mitsamt Enkelin Winnie auf der Matte steht, droht die unheimliche Zweisamkeit der Villa in Südafrika aus den Fugen zu geraten. Tsidi ist nämlich sofort klar, dass hier etwas nicht stimmt. Regisseurin und Drehbuchautorin Jenna Cato Bass entführt uns in einen dichten, slowpaced Horrorthriller der sowohl mithilfe der eigenwilligen Thematik durchaus Eindruck schinden kann und mit einer meterdicken Atmosphäre überzeugt. Stellt euch allerdings darauf ein, dass es sich hier um keine effekthascherische Geistergeschichte handelt und euch der Ersteindruck vermutlich täuschen wird. Bass geht nicht den auf der Hand liegenden Weg, sondern lässt das schwermütige Thema der Apartheid auf ungewöhnliche und keineswegs plakative Weise auf ihr Publikum einwirken. „Good Madam“ ist weit entfernt von einem Meisterwerk, denn selbst bei der knackigen Laufzeit von gerade Mal 92 Minuten kommt das Pacing immer wieder ins Wanken. Auch Regietechnisch gibt man sich zu konventionell und unaufgeregt. Im richtigen Ambiente weiß der Film aber ordentlich zu gruseln und ein unangenehmer Vibe drückt einem stets aufs Gemüt. Unentschlossene sollten noch in den Trailer reinschauen, der fängt alles gut ein ohne zu Spoilern.

Piggy

Das Highlight unserer heutigen Kurzreview-Sammlung ist eindeutig „Piggy“ von Carlota Pereda. Basierend auf ihrem gleichnamigen Kurzfilm überrascht uns die Regisseurin mit einem Revenge-Flick, der ganz eigene Wege geht. Rache übt hier nämlich nicht die gepeinigte, schwerst gemobbte Sara, sondern ein unbekannter Mörder, der immer wieder ihren Weg kreuzt, aber ihr nichts Böses will. Das kleine, spanische Dorf, in welchem die Familie Saras eine Fleischerei betreibt, ist aufgrund der brutalen Taten in Aufruhr, wodurch der grausame Unterboden der Menschheit mehr und mehr zum Vorschein gerät. Pereda gelingt mit der Verwebung von Crime-Thriller und Rachestory ein durch und durch rundes Filmerlebnis. Dabei verzichtet sie bewusst überwiegend auf heftige Gore-Spitzen, sondern lässt den Fokus ganz auf der missverstandenen, liebenswerten Sara und ihrer Geschichte, ohne zu viel von ihr Preis zu geben und ein jedem Mobbingopfer genug Projektionsfläche zu bieten. Mit ihr torkeln wir von einem Fettnäpfchen ins Nächste, denn auch sie will eigentlich niemanden etwas Böses, gleichzeitig schlummert in ihr eine unbändige Wut auf all ihre minderbemittelten Peiniger. „Piggy“ ist ein hervorragendes, schön inszeniertes Filmerlebnis, das nahezu schnörkellos runtergeht. Nur im letzten Drittel treten immer wieder kleine Längenerscheinungen auf, die einem aber nicht davon abhalten, mit der sympathischen Sara bis zur letzten Sekunde mitzufiebern. Ihr emotionaler Ausbruch im Finale fühlt sich nämlich echt und verdient an. Sie ist nicht hysterisch, weil man Frauen unterstellt, sich so zu verhalten, wenn Traumata aus dem Unterholz ihren Weg an die Oberfläche graben, sondern sie nutzt ihre gepeinigte Vergangenheit, um aufgrund dieser zu wachsen. Ein ganz großes Lob verdient hierbei die Hauptdarstellerin Laura Galán, die den Krimi nahezu allein auf ihren Schultern trägt. Ohne den Kurzfilm zu kennen, kann ich euch „Piggy“, der ab 28.10. sogar regulär im Kino zu sehen ist, dringend ans Herz legen.

Pressematerial zur Verfügung gestellt vom SLASH Filmfestival
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