Zwei Jahre nach dem tragischen und völlig überraschenden Ableben von Chadwick Boseman steht Regisseur Ryan Coogler vor der nahezu unlösbaren Herausforderung, das Vermächtnis Bosemans fortzuführen. Trotzdem wagt er einen Versuch und bringt „Black Panther: Wakanda Forever“ ohne den namensgebenden Helden auf die Leinwand. Schauen wir uns daher an, in welcher Form er sich entschieden hat, die Geschichte fortzuführen, natürlich wie immer nahezu spoilerfrei. Gerade die ersten paar Minuten werde ich indirekt ansprechen und ein paar kleine Details zu den Gegenspielern nennen. Ich muss hier aber dazusagen, ohne direkt voll draufzuhauen, das der Film links rein und ohne Umschweife rechts wieder rausgeht. Der einzig größere Reveal war für mich, wie die Rolle des Black Panthers weitergeführt wird. Also, auf ans Eingemachte!

König T’Challa ist gestorben, lang lebe der König. Zurück lässt er ein gigantisches Loch in seinem Königreich Wakanda und auch in den Herzen seiner Liebsten. Und genau da sind wir gleich bei meinem fast größten Kritikpunkt. Denn so sehr der Tod des Black Panthers irgendwie im Vordergrund stehen möchte und dies vor allem auch sollte, so wenig spielt er in Wakanda Forever eine Rolle. Wenn dann nur oberflächlich. Stattdessen kommt man wieder mit den selben, typischen Marvel-Filmbeats daher, wie man es seit jeher kennt und die wieder in der großen End-CGI-Materialschlacht gipfelt. Anstatt Chadwick Boseman ein ordentliches Denkmal zu setzen, wirkt es eher so, als wolle man den Abschied seines Black Panther innerhalb der ersten paar Minuten einfach nur schnell hinter sich bringen. Für mich selbst, der emotional in keinster Weise mehr ins MCU involviert ist, war es nicht möglich, auch nur irgendwie auf das Ausscheiden Bosemans zu reagieren, den ich im höchsten Maße respektiere. Selbst die alte Heulsuse in mir konnte das nicht abholen.

Eine weitere, gigantische Schwäche des Films ist seine Länge. Die wird nur durch eine unendliche Anzahl furchtbar repetitiver Dialoge erzielt. Immer und immer wieder geht es zum einen um das Selbe und gleichzeitig um gar nichts. Den einzigen Satz, der in Erinnerung bleibt, haut Angela Bassett gleich in den ersten 20 Minuten des Films raus. Und immer und immer wieder wird auf die selbe Dialoginszenierung zurückgegriffen. Nach einem wirklich rasanten, spannend inszenierten Einstieg, der mich noch richtig mitgerissen und positiv überrascht hat, macht der Film eine Vollbremsung. Actionszenen gibt es dann doch immer wieder mal, wobei mir gerade mal eine in Erinnerung blieb. Und die kommt aufgrund der Einführung einer Figur zustande, die sich mir nicht erschließen wollte. Als müsse man für irgendwelche kommende Filme oder Serien einen Sidekick hervorzaubern, nur um dabei zu vergessen, dass dieser doch eigentlich auch eine Ergänzung zum Film sein sollte. Charakterentwicklungen gibt es kaum. Wenn denn dann mal endlich jemand eine Veränderung durchmacht, dann basiert die auf für mich ganz eigenartigen Moralvorstellungen oder in absolut oberflächlicher Form.

Der Gegenspieler Namor mag mit seinem Volk zwar in Punkto Figurendesign mit gleichzeitigem Einbinden einer spannenden Kultur glänzen, alles andere ist allerdings reinstes Klischee. Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber einfach jeder hasst die Unterwasserwelt in Super Mario Jump ’n’ Runs. Genauso erging es mir bei Black Panther 2 und dann packt Coogler tatsächlich auch noch in einer Szene ein Gedudel aus, was mich derart an die „Dire Dire Docks“-Welt aus Super Mario 64 erinnert hat, dass ich mir das Lachen verkneifen musste. Aber Spaß bei Seite, man gräbt nur Tief in der 08/15-Kiste unter dem Stichwort „Unterwasservolk“ und packt noch ein paar für mich nicht gelungen Verweise zu Wakanda mit rein, um zu suggerieren, dass sich die beiden Völker doch ach so ähnlich sind. Hier verschränkt man nicht die Arme über der Brust sondern man macht eine Dragonball-esque Handbewegung, als würde Meister Proper sein neuestes Spülmittel präsentieren. Sonst gibts nur Unterwasserball und fröhlich lachende Kinder. Namor selbst bleibt blass und unaufregend.

Kommen wir zum Schluss noch zur Inszenierung. Die ständigen Dialoge nutzen sich leider sehr schnell ab, da hier andauernd auf die selben inszenatorischen Stilmittel zurückgegriffen wird und wenn es dann mal Action zu sehen gibt, dann ist diese meist sehr zerschnitten. Es kommt zwar nie zu einem Stakkato-Schnittfeuerwerk, aber spannend inszenierte, mitreißende Action sieht meiner Meinung nach anders aus. Ganz besonders im Finale. Die Actionsequenz am Anfang und die Actionsequenz auf der Brücke können sich hingegen noch sehen lassen. Speziell die Letztere kann ordentlich Druck erzeugen, was aber hauptsächlich an Danai Guriras Performance liegt, die sich ordentlich ins Zeug legt. Schauspielerisch glänzen kann vor allem Angela Bassett, die in sich in ihren Szenen immer wieder vor alle anderen drängt. Letitia Wright schafft es jedoch kaum, die ihr aufgebürdete Hauptrolle zu tragen. Alles in allem bleibt „Black Panther: Wakanda Forever“ nicht nur hinter den Erwartungen zurück, sondern enttäuscht sogar. Nicht einmal ein Mittelmaß erreicht Coogler bei seinem zweiten Versuch, Wakanda auf die Leinwand zu bannen.
Fazit
Es tut mir wirklich unendlich leid, das ich hier derart meinen Unmut äußern muss, aber der Film hat es einfach nicht anders verdient. Etwas derart generisches, handlungsarmes, langweiliges hätte ich Ryan Coogler nicht zugetraut. Leere Hüllen von Charakteren unterhalten sich in 120 von 160 Minuten Laufzeit über absolut gar nichts, es gibt keine Charakterentwicklung, es werden nur immer wieder die selben Themen wiederholt, ohne dabei auch nur irgendwie etwas aufzuarbeiten. Der Auftakt war vielversprechend, auch wenn mir die etwas schnelle Abarbeitung von König T’Challas Tod nicht zu 100 % gefallen hat. Sobald aber der blasse Bösewicht in den Mittelpunkt rückt, ging’s für mich nur noch bergab. Mir war die meiste Zeit über einfach nur Langweilig, ich wurde emotional rein gar nicht abgeholt und es bleibt nahezu nichts hängen. Ich bin erschüttert. All das mag jetzt vielleicht härter klingen, als ihr es im Kino erleben werdet, aber selten musste ich derart oft auf meine Uhr blicken. Und Marvel-Fans greifen sowieso zu, mit oder ohne mein Review.

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Walt Disney Studios Motion Pictures Austria
Poster: © 2021 Marvel Studios. All Rights Reserved.
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