John Wick: Kapitel 4 – Review

In der bereits 3. Fortsetzung der John Wick Saga kämpft sich unser Antiheld weiterhin durch die Unterwelt und versucht seinem Bund mit der kriminellen Hohen Kammer zu entkommen, um endlich ein freies Leben zu führen. Aber Keanu Reeves wird nicht jünger und John Wick wird nach dem Gemetzel der letzten 3 Teile auch nicht fitter. Zündet die erfolgreiche Formel denn überhaupt noch? Und kann man das Publikum immer noch überraschen? Oder zeigen sich erste Abnützungserscheinungen und ist auch irgendwann das Limit erreicht, was die Inszenierung von abgefahrenen Schießereien und Kämpfen betrifft? Co-Creator Chad Stahelski’s Antwort darauf: Teil 4 wird mit fast 3 Stunden Laufzeit der längste Ableger der Reihe und jetzt drehen wir erst recht so richtig auf.

© 2023 LEONINE

Stolze 58 Jahre ist Keanu Reeves Stand März 2023 alt. Und immer noch rollt, schmeißt und metzelt sich the Man, the Myth, the Legend in seiner Paraderolle John Wick durch schier unendliche Gegnerhorden. Zumindest versucht er das. Denn was einem sofort nach dem mächtigen, auf Kampfsport-Klassiker anspielenden Intro auffällt, ist, dass der Mann von den letzten Jahren gebeutelt ist. Ob es tatsächlich an den Dreharbeiten der Vorgänger oder dem fortgeschrittenen Alter liegt, werden wir wohl nie erfahren. Allerdings macht es innerhalb der Reihe durchaus Sinn, denn die Geschehnisse der bisher 4 Teile reihen sich fast nahtlos aneinander und was John bisher alles abbekommen hat, spottet jeder Beschreibung. Er schnetzelt sich zwar weiterhin durch immer größer werdende Gegnerhorden, für ihre Realitätsnähe war die Serie jedoch sowieso nie bekannt. In augenscheinlich übermenschliche Territorieren, dass es beim Zusehen weh tut, rutscht man auch diesmal nie ab. Was sich jedoch bemerkbar macht, ist eine gewisse Trägheit Johns bei so manchen Kämpfen. Nicht immer, aber doch immer wieder mal. War die längere Laufzeit dann jedoch die richtige Wahl?

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Definitiv, denn die zusätzliche Zeit wird nicht nur für Kämpfe genutzt, sondern hauptsächlich ins Worldbuilding investiert. Es gibt mehr Einblicke in die Unterwelt und jede Menge Neuzugänge beim Cast, die von uns kennengelernt werden wollen. Als großes Highlight sticht in diesem Fall Donnie Yen heraus. Er schlüpft erneut in die Rolle eines blinden Charakters, diesmal als Auftragskiller Caine, ein alter Freund Johns, der vom Bösewicht Marquis dazu gezwungen wird, Jagd auf John zu machen. Verkörpert wird jener Bösewicht von Bill Skarsgård. Anfangs dürfte der Mann mit seinem Overacting einigen Zusehern, mir inklusive, zu viel sein, mit fortlaufender Dauer merkt man dann aber, dass sein Schauspiel als pedantischer Franzose doch irgendwie ganz gut passt. Ein weiterer, fähiger Neuzugang ist Shamier Anderson, der als Tracker mit seinem, süßen und gleichzeitig blutrünstigen Schäfermischling ordentlich mitmischt und es wie die halbe Unterwelt auf das wahnsinnige Kopfgeld Johns abgesehen hat. Jeder einzelne, neue Mitstreiter und Gegenspieler fügt sich hervorragend in die Handlung ein. Für mich ist die Erweiterung des Auftragskiller Universums also in jeder Hinsicht gelungen, man zeigt wieder mal nicht zu viel und nicht zu wenig und schafft mit zusätzlichen Charakteren mehr Abwechslung.

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Kommen wir aber nun zum wichtigsten Punkt, natürlich der Action. Die bewegt sich, wie auch schon die Vorgänger, auf gewohnt hohem Niveau, man bleibt jedoch trotzdem hinter den Vorgängern zurück. Speziell Teil 3 kann man einfach nicht das Wasser reichen. Was mir besonders gefehlt hat, waren die großen Wow-Momente, wo man vor Überraschung richtig zusammenzuckt, wo man vor den gezeigten Schmerzen nur mehr laut aufschreien oder lachen kann. Wie zum Beispiel der brutale Tritt eines Pferdes im dritten Ableger. Viel mehr fühlt es sich wie ein Best-Of von allen Fights an. Alles hat man irgendwie schon mal in einem der Vorgänger gesehen und die ganz großen, erinnerungswürdigen Momente bleiben nahezu komplett aus. Es lohnt sich trotzdem, auch dieses Mal wieder die Kinosäle zu stürmen, denn trotz nicht allzu großen Kunststücken im Bereich der Gefechte, hat dieser Teil etwas, was man bereits seit Teil 1 vermisst: Emotionale Momente. Richtig emotionale Momente. Das Schicksal von so mancher Figur geht einem richtig nahe. Dazu noch die überragende Inszenierung der Action, die tollen Schauplätze und der donnernde Sound machen „John Wick: Kapitel 4“ erneut zu einem absoluten Action-Kracher. Ich hab die Reihe inzwischen derart ins Herz geschlossen, dass ich mich vor Keanu Reeves und Chad Stahelski einfach nur mehr verneigen kann.

Fazit

Nach fast 10 Jahren und 2 hervorragenden Fortsetzungen sind wir nun beim 4. Kapitel, dem wohl emotionalsten Teil der John Wick Reihe angekommen. Die Action und ihre Inszenierung sind wieder on point und mit der bisher längsten Laufzeit kriegen wir die bisher größte Ladung Gun fu serviert. Es fehlt zwar diesmal mehr als im Vorgänger an erinnerungswürdigen Actionszenen, dank der vielen Storymomente kriegen wir im Gegenzug jede Menge neue Einblicke in die Unterwelt und neue Gegenspieler geliefert, allen voran Donnie Yen als sympathisch brutaler Yen, der sich aufgrund seines fehlenden Augenlichts auf die ein oder andere überraschende Weise seiner Gegner erwehren muss. Somit lande ich bei 7 von 10 möglichen Punkten, da ich Teil 3 immer noch besser fand, trotzdem möchte ich auch den 4. Teil ohne zögern empfehlen. Trotz einiger Abnützungserscheinungen bei der Action und bei John selbst, erwartet euch erneut ein absolutes Actionfeuerwerk der Extraklasse, bei dem ihr jede Menge Spaß haben werdet.

Pressematerial zur Verfügung gestellt von Constantin Film
Poster:
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